Telekomausrüster

Ericsson stimmt auf raue Zeiten ein

Ericsson hat die Gewinnerwartungen im Schlussquartal verfehlt und avisiert für die erste Jahreshälfte eine schwächere Umsatzentwicklung im Kerngeschäft mit Netzen. Trotz Gewinnrückgang im vergangenen Jahr soll die Dividende um 8% steigen.

Ericsson stimmt auf raue Zeiten ein

hei Frankfurt

Ericsson hat im Schlussquartal die Gewinnerwartungen verfehlt und offenbar auch einen schwachen Start erwischt. Der schwedische Telekomausrüster musste beim bereinigten operativen Gewinn von Oktober bis Dezember einen Rückgang auf 9,3 Mrd. skr (832 Mill. Euro) nach zuvor 12,8 Mrd. skr hinnehmen. Analysten hatten mit 11,8 Mrd. skr gerechnet.

Konzernchef Borje Ekholm sprach von „einigen Unsicherheiten“, die die geschäftliche Entwicklung in der ersten Jahreshälfte dämpfen würden. Insbesondere Kunden in den USA, die frühzeitig in die Umstellung ihrer Netze in 5G investiert und damit zuvor das Wachstum angetrieben hatten, treten nun auf die Bremse. Dies habe sich auch bereits im vierten Quartal bemerkbar gemacht, so Ekholm. Der Manager rechnet nicht nur im Kerngeschäft mit Netzwerktechnik, sondern auch in der jungen Wachstumssparte Entreprise, die Ericsson mit der milliardenschweren Akquisition von Vonage gestärkt hat, künftig mit etwas geringerem Tempo. Im Schlussquartal bildete die Sparte mit einem Umsatzplus von 15 % die tragende Säule des Wachstums, während die Erlöse bei Software und Services um 2 % zurückfielen. Das Entreprise-Segment steht indes erst für 6 % des Konzernumsatzes, hat seinen Anteil gegenüber Vorjahr jedoch verdoppelt. Vonage steuerte 7 Mrd. skr bei.

Sondereffekte von 4 Mrd. skr

Dagegen hilft ein Patent-Abkommen mit Apple den Lizenzeinnahmen auf die Sprünge. Diese sprangen im vierten Quartal auf 6 (2,4) Mrd. skr. Der Deal soll diese Umsätze über die nächsten 18 bis 24 Monate stützen. Gegenläufig zu den hochmargigen Patenterlösen belasteten negative Sondereffekte über insgesamt 4 Mrd. skr das Ergebnis. Darunter fielen Rückstellungen für eine neuerliche Strafe der SEC im Zusammenhang mit Korruptionsermittlungen gegen den Konzern sowie Kosten durch den Verkauf des IoT-Geschäfts sowie Aufwendungen im Segment Software und Service. Dieses steuere 2023 auf den Break-even zu, versprach Ekholm.

Während der tatsächliche Quartalsgewinn infolge der hohen Einmaleffekte um 39 % auf 6,2 Mrd. skr absackte, fiel das Jahresergebnis bei organisch stabilen Umsätzen um 17 %. Dennoch schlägt das Management den Aktionären eine um 8 % erhöhte Dividende von 2,70 skr je Anteilsschein vor. Das Unternehmen steht seit einiger Zeit unter verschärftem Druck des aktivistischen Investors Cevian, der jüngst im Zuge eines Revirements im Board auch einen Sitz in dem Gremium erhalten hat. Cevian hält knapp 5 % der Ericsson-B-Aktien, die deutlich geringere Stimmrechte als die A-Aktien gewähren und deshalb vor allem wegen der Dividende interessant sind.

Ekholm unterstrich, dass Ericsson ohne Berücksichtigung der erheblichen Sondereffekte bei der operativen Rendite (Ebit) im vergangenen Jahr bei 12,9 % gelandet wäre, und damit in der mittelfristig angestrebten Range. Allerdings war die Marge auch ohne Restrukturierungskosten auf 10,1 % von zuvor 13,9 % rückläufig. Der Konzernchef rechnet zudem im laufenden Quartal mit einer geringeren operativen Profitabilität vor Abschreibungen als im Vorjahr aufgrund einer schwächeren Margenentwicklung im Kerngeschäft mit Netzen. Dies solle sich im Jahresverlauf wieder bessern.

Sparziel von 9 Mrd. skr

Dennoch sieht der Vorstand Bedarf für Sparmaßnahmen. Finanzchef Carl Mellander kündigte Einsparungen von 9 Mrd. skr bis Ende 2023 an. Diese umfassten eine Reduzierung der Zahl der Berater, der Immobilien und der Beschäftigten, sagte er in einem Interview. Ekholm rechnet unterdessen damit, dass sich positive Auswirkungen der Sparmaßnahmen bereits im zweiten Quartal zeigen. Der Mittelzufluss im Gesamtjahr wurde durch den Aufbau höherer Lagerbestände sowie den Kauf von Vonage beeinflusst. Ericsson hält mehr Komponenten vorrätig, um die instabilen Lieferketten auszugleichen. Der operative Cashflow ging auf 31 von 39 Mrd. skr zurück. Der Free Cashflow vor M&A sackte auf 22 (32) skr ab.

Ericsson
Konzernzahlen nach IFRS
in Mrd. skr20222021
Umsatz272232
Rohertrag113101
Forschung + Entwicklung3627
Ebita2933
Betriebsergebnis2732
Konzerngewinn1923
Gewinn je Aktie (skr)5,626,81
Operativer Cashflow3139
Liquide Mittel2366
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