Gamesa verhagelt Siemens Energy den Jahresstart
jh München
Die Windkrafttochterfirma Gamesa verdirbt Siemens Energy auch im neuen Geschäftsjahr (30. September) das Ergebnis. Aus der erwarteten starken Reduzierung des Nettoverlusts wird voraussichtlich nichts. Siemens Energy rechnet mit einem Defizit auf dem Niveau des Vorjahres, für das ein Nettoverlust von 647 Mill. Euro ausgewiesen wurde.
Grund dafür sind neu entdeckte Belastungen von Siemens Gamesa. Das Unternehmen stellte mit einer Prüfung der installierten Windkraftanlagen fest, dass sich die „Ausfallraten bestimmter Komponenten“ negativ entwickelt hätten. Es handelt sich nach Angaben des Unternehmens sowohl um Teile von Lieferanten als auch um selbst hergestellte.
Die Folge dieser Schäden seien höhere Garantie- und Wartungskosten als zuvor geschätzt. Siemens Gamesa beziffert die Ergebnisbelastung daraus auf 472 Mill. Euro, die verteilt auf die nächsten acht Jahre zahlungswirksam werden sollen. Für das aktuelle Geschäftsjahr rechnet der Vorstand mit einem mittleren zweistelligen Millionenbetrag.
Angestoßen hatte die Bestandsprüfung der langjährige Siemens-Manager Jochen Eickholt, der sich einen Ruf als Sanierer erworben hat. Seit März des vergangenen Jahres ist er Vorstandsvorsitzender von Siemens Gamesa. In einer Analystenkonferenz sagte er, aus heutiger Sicht seien alle Belastungen abgedeckt. Für die Zukunft ausschließen ließen sich weitere jedoch nicht.
Eickholt berichtete von Änderungen in neuen Verträgen. Darin würden die Risiken zwischen dem Unternehmen auf der einen Seite und den Lieferanten sowie Kunden auf der anderen besser als bisher verteilt. Zudem werde ein Inflationsausgleich geschaffen.
Der Aktienkurs von Siemens Energy startete am Freitag mit einem Abschlag in den Xetra-Handel, drehte später zeitweise ins Plus und lag zum Schluss leicht im Minus.
Nach vorläufigen Zahlen erzielte Gamesa von Oktober bis Dezember, dem ersten Quartal, einen Umsatz von rund 2 Mrd. Euro. Der Verlust vor Zinsen und Steuern sowie vor Sondereffekten beträgt etwa 760 Mill. Euro. Für das erste Quartal des Vorjahres hatte Siemens Gamesa ein Ergebnis von –309 Mill. Euro angegeben.
Andere Sparten überzeugen
Abgesehen von Gamesa entwickelten sich die Segmente von Siemens Energy besser als Analysten angenommen hatten. Wegen des Windkraftgeschäfts fiel das operative Konzernergebnis mit −384 Mill. Euro jedoch deutlich schlechter aus. Erwartet wurden im Durchschnitt −32 Mill. Euro. Ohne Sondereffekte des Energy-Geschäfts beträgt das Ergebnis –282 Mill. Euro. Vergleichbare Vorjahreszahlen nennt Siemens Energy noch nicht. Das Ergebnis wird seit diesem Geschäftsjahr neu definiert.
Der Auftragseingang und der Umsatz von Siemens Energy übertrafen die Erwartungen deutlich: Die Bestellungen hatten einen Wert von 12,7 (i.V. 8,3) Mrd. Euro, der Erlös betrug 7 (6) Mrd. Euro. Im Geschäft mit konventionellen Kraftwerken (fossile Energie) erzielte der Konzern eine operative Umsatzrendite vor Sondereffekten von 12,4%. Erwartet wurden im Durchschnitt knapp 10%.
Die Sparte Energieübertragung und -speicherung (Grid Technologies) kommt auf eine Marge von 6,9%, Transformation of Industry auf 5,7%. Das dritte Segment fasst das Geschäft mit Industriekunden zusammen, die energieintensiv produzieren und ihren Kohlendioxidausstoß verringern wollen.
An der Prognose für den Konzernumsatz im gesamten Geschäftsjahr (plus 3 bis 7% auf vergleichbarer Basis) hält Siemens Energy fest. Der Vorstand erwartet nun einen Mittelzufluss vor Steuern. Bisher wurde mit einem negativen freien Cashflow vor Steuern gerechnet.