Infineon baut Kapazitäten stärker aus
sck München
Infineon erhöht unter dem neuen Vorstandschef Jochen Hanebeck das Tempo zum Ausbau ihres weltweiten Produktionsnetzes. Zur Vorlage seiner Jahresbilanz 2022 (per 30. September) kündigte Europas größter Halbleiterhersteller an, sein Investitionsbudget für das angelaufene Geschäftsjahr 2023 auf rund 3 (2,3) Mrd. Euro auszuweiten. Das wäre ein Zuwachs von 700 Mill. Euro oder 30 %. Aus Basis der vom Management prognostizierten 15,5 Mrd. Euro Umsatz entspräche diese Summe 19,4 (i.V. 16,3)% der Konzernerlöse – ebenfalls ein Rekord (vgl. Grafik).
Das Unternehmen setzt die Summe nach eigenen Angaben vor allem für das im Bau befindliche Fertigungsgebäude am Standort Kulim (Malaysia), Kapazitätserweiterungen am Standort Villach (Österreich) und für den geplanten Neubau am Standort Dresden ein. In einer Konferenz mit Analysten bekräftigte Hanebeck, für den Ausbau in Sachsens Landeshauptstadt insgesamt rund 5 Mrd. Euro investieren zu wollen (vgl. BZ vom 15. November). Dieser Betrag entspreche in etwa dem vorgesehenen Umsatzpotenzial des Zusatzwerks von 5 Mrd. Euro jährlich.
Über die Höhe der möglichen Subventionen für Dresden wollte der seit April amtierende CEO noch keine näheren Angaben machen. Er berichtete von guten Gesprächen mit dem Kanzleramt und auf Ebene der EU. Infineon will mit dem Bau des neuen Werks in Sachsen in einem Jahr beginnen. Die neue Fertigungsstätte soll nach Unternehmensangaben die Produktion im Herbst 2026 aufnehmen. Die EU-Kommission hatte im vergangenen Jahr ein neues Programm aufgelegt zur stärkeren Förderung der Chipindustrie in Europa (European Chips Act). Brüssel will auf diese Weise den USA und Fertigern in Fernost Paroli bieten. Zuletzt wurde bekannt, dass der weltgrößte Chipfertiger, der US-Konzern Intel, bei Magdeburg (Sachsen-Anhalt) eine Fertigungsstätte errichtet.
43-Mrd.-Euro-Auftragsbuch
Im zurückliegenden Geschäftsjahr 2022 hatte Infineon insgesamt über 2,3 Mrd. Euro investiert. Das waren über 800 Mill. Euro mehr als 2021. Die Summe nutzte das Unternehmen vor allem für Kapazitätserweiterungen am Standort in Kärnten.
Trotz einer drohenden Rezession 2023 infolge des Ukraine-Kriegs und einer galoppierenden Inflation macht die Konzernführung auf Basis ihrer Kalkulationen keine Abstriche bei den Investitionen. Letzteres passt nicht in Hanebecks Strategie, das profitable Wachstum des Dax-Mitglieds auf mittlere bis lange Sicht zu forcieren. Daher baut er die Kapazitäten ungebremst aus. Er begründet das mit einem zunehmenden Bedarf nach Leistungshalbleitern. Als struktureller Treiber nannte er vor Analysten die Dekarbonisierung und die Digitalisierung. Dieser Tage unterzeichnete die Infineon-Führung mit dem Autokonglomerat Stellantis eine Absichtserklärung über eine mehrjährige Lieferung von Siliziumkarbid-Halbleitern. Das Abkommen hat einen Wert von 1 Mrd. Euro.
Zum Wochenauftakt, einen Tag vor der eigentlichen Bilanzvorlage, erhöhte die Konzernspitze ihre Finanzziele. Zusammen mit einem robusten Ausblick für 2023 sorgte das für einen Kurssprung von nahezu 8 %. Tags darauf gewann die Aktie im Xetra-Handel in der Spitze 5 % auf 33,06 Euro an Wert. Infineon führte damit zeitweise den deutschen Leitindex an.
Infineon will künftig über die Branchenzyklen hinweg operativ eine Umsatzrendite von 25 % erwirtschaften. Bisher strebte der Konzern 19 % an. Finanzvorstand Sven Schneider erläuterte vor den Analysten, wie das erreicht werden soll. Als Treiber nannte er insbesondere steigende Verkaufspreise, positive Währungseffekte (Dollar-Stärke) und einer erhöhten Kosteneffizienz infolge von Skaleneffekten.
Infineon bezifferte ihren Auftragsbestand auf 43 Mrd. Euro (Stand Ende September). Das sind 14 Mrd. Euro mehr als noch vor einem Jahr.
Wertberichtigt Seite 2