Chiphersteller

Infineon erwirtschaftet Rekordmarge

Infineon hat mit glänzenden Quartalszahlen und einer stabilen Prognose die Anleger überzeugt. Mit einem Kurssprung von 7,6% setzte sich die Aktie des Chipherstellers an die Spitze des Dax.

Infineon erwirtschaftet Rekordmarge

sck München – Im Gegensatz zu manch anderem Chipkonzern ist Infineon sehr gut ins neue Geschäftsjahr 2022/23 (30. September) gestartet. Europas größter Halbleiterhersteller erzielte im zurückliegenden Herbstquartal eine operative Marge, die der Vorstandsvorsitzende Jochen Hanebeck in einer Telefonkonferenz mit Medienvertretern als „Allzeithoch“ in der Firmengeschichte bezeichnete – wenn man die Zeit nach der Abspaltung des Massenspeicherchipgeschäfts (2006) betrachtet. Seitdem konzentriert sich Infineon in ihrem Geschäftsmodell auf leistungsstarke mikroelektronische Bauelemente.

Das Unternehmen mit Hauptsitz in Neubiberg bei München erreichte von Oktober bis Ende Dezember eine Umsatzrendite (gemessen am Segmentergebnis) von 28%. Das sind 5,3 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. Der Konzern übertraf damit nicht nur die eigene langfristige Zielvorgabe von 25%, sondern auch die Erwartungen der Analysten deutlich. Der Konsensschätzung zufolge rechneten diese im Schnitt mit 24,7%.

Bei Anlegern kam diese überraschend positive Nachricht gut an: Nach Vorlage des Zwischenberichts zum 31. Dezember sprang die Aktie von Infineon im Xetra-Handel in der Spitze um 9,2% auf 36,47 Euro.

In einer vorgeschalteten Telefonkonferenz gratulierten einige Analysten der Geschäftsleitung zum Ergebnis. Die US-Investmentbank Goldman Sachs bestätigte ihre Kaufempfehlung für das Papier mit einem Kursziel von 42,50 Euro. Dieses Niveau hatte der Anteilschein letztmals im November 2022 erreicht. Kurz danach verzeichneten Technologiewerte weltweit einen Kurssturz – vor allem infolge der allgemeinen Zinswende auf den Finanzmärkten.

Auf operativer Ebene konnte Infineon die Investoren überzeugen. Alle vier Geschäftsbereiche trugen zum Umsatz- und Gewinnsprung im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt bei. Der Konzern steigerte seine Erlöse auf nahezu 4,0 (i.V. 3,2) Mrd. Euro. Das Segmentergebnis legte um mehr als die Hälfte auf 1,1 Mrd. Euro zu. Das sind 120 Mill. Euro mehr, als Analysten im Schnitt erwartet hatten.

Infineon profitierte von einer allgemein nach wie vor guten Auftragslage und einer „vorteilhaften Preisentwicklung“, wie es der CEO im Gespräch mit Analysten formulierte. Nach Steuern bleiben in der Erfolgsrechnung 728 (459) Mill. Euro hängen. Das entspricht einem im Vergleich zur Erlösentwicklung überproportionalen Zuwachs von 59%. In Bezug auf das Industriegeschäft – darunter die größte Konzernsparte Automotive – sprach Hanebeck von vollen Auftragsbüchern und voll ausgelasteten Kapazitäten. Diese Bereiche seien „stark genug“, um die derzeitige Nachfrageschwäche im Konsumgüterbereich (Computer, Mobilfunkgeräte, Spielkonsolen) mehr als auszugleichen.

Der Vorstandschef räumte ein, dass diese Schwäche aufgrund des weltweiten Konjunkturabschwungs noch andauern werde. Deshalb werde sich die allgemeine Wachstumsdynamik abschwächen. „Eine gewisse Verlangsamung der Dynamik ist in der Jahresprognose bereits einkalkuliert.“ Für die Konzernführung ist das daher kein Anlass, die Prognose für das laufende Geschäftsjahr zu reduzieren. Denn Infineon hat in den Bereichen Elektromobilität und Industrieanwendungen einen ungebrochen guten Lauf. „Die grundlegenden Wachstumstrends bleiben intakt“, sagte Hanebeck mit Blick auf die Transformation der Autoindus­trie und die Dekarbonisierung der gesamten Wirtschaft.

Hinzu kommt, dass Hanebecks Angaben zufolge Infineon aufgrund guter Geschäfte zusätzliche Erlöse von rund 400 Mill. Euro generieren konnte. Eine bessere Versorgung mit Vorprodukten half, den Auftragsbestand zügiger abzubauen. Diese Umsatz-Windfalls trugen dazu bei, dass der Konzern ungünstigere Wechselkursverhältnisse ausgleichen konnte. So basierte der im zurückliegenden November zur Bilanzvorlage abgegebene Jahresausblick für 2022/23 nach Angaben von Finanzvorstand Sven Schneider auf einer Kursparität von Euro und Dollar. Seitdem hat sich der Dollarkurs gegenüber der Gemeinschaftswährung wieder etwas abgeschwächt. Daher kalkuliert der CFO auf Jahressicht mit einem durchschnittlichen Wechselkurs von 1,05 Dollar je Euro.

In der Konferenz mit Journalisten bekräftigte Schneider seine zuvor getroffene Aussage zum Thema Wechselkurse vor Analysten im Kern wie folgt: Sollte sich das Verhältnis zu Ungunsten des Dollar auf bis zu 1,08 verschieben, fiele er, so Schneider, „nicht um“. Sollte es aber noch schlechter auf den Devisenmärkten aus Sicht von Infineon laufen, „müsste man die Jahresprognose neu bewerten“, räumte er ein.

Nach den Übernahmen der einstigen US-Wettbewerber International Rectifier und Cypress erwirtschaftet Infineon einen großen Teil der Erlöse in Nordamerika. Die dort entstehenden Kosten werden ebenfalls in Dollar verrechnet.

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