Jes Staley

J.P. Morgan verklagt Ex-Manager in Epstein-Skandal

J.P. Morgan steht im Skandal um den verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein unter Druck. Nun erhebt das Geldhaus schwere Vorwürfe gegen seinen ehemaligen Top-Manager Jes Staley.

J.P. Morgan verklagt Ex-Manager in Epstein-Skandal

Von Alex Wehnert, New York

Die US-Großbank J.P. Morgan versucht sich durch eine Klage gegen einen ehemaligen Top-Manager gegen Schmerzensgeld- und Schadenersatzforderungen im Skandal um den verstorbenen Sexualstraf­täter Jeffrey Epstein abzusichern. James „Jes“ Staley, ehemals Assetmanagement- sowie später Corporate- und Investment-Banking-Chef, habe durch seine Interaktionen mit Epstein seine Loyalitätspflichten gegenüber dem Geldhaus verletzt.

Gegen J.P. Morgan sind in dem Fall zwei Klagen anhängig: In einer davon werfen die Amerikanischen Jungferninseln, auf denen Epstein ein Anwesen unterhielt, dem Finanzinstitut Verstöße gegen Anti-Geldwäsche-Regeln vor. Die Bank hätte von den illegalen Aktivitäten des Straftäters wissen und Behörden über diese unterrichten müssen.

Zudem wirft eine Frau J.P. Morgan vor, Epsteins Ring zur sexuellen Ausbeutung Minderjähriger dadurch unterstützt zu haben, dass die Bank ihn als Kunden behielt.  Die Frau berichtete in ihrer Klage zudem von einem sexuellen Übergriff durch einen Freund Epsteins, den sie aus Furcht nicht öffentlich identifizieren wollte. Wie aus der von J.P. Morgan eingereichten Klageschrift hervorgeht, soll es sich bei diesem Mann um Staley gehandelt haben.

Der später infolge regulatorischer Untersuchungen im Fall Epstein als Barclays-CEO geschasste Staley leitete die Assetmanagement-Sparte von J.P. Morgan zwischen 2001 und 2009. In dieser Zeit baute er eine persönliche Beziehung zu Epstein auf. Staley hat wiederholt betont, nichts von Epsteins mutmaßlichen Verbrechen gewusst zu haben. In der Klage der US-Jungferninseln heißt es indes, der Manager habe sich mehrfach für Epstein als Kunden von J.P. Morgan verbürgt, auch nachdem dieser im Jahr 2006 wegen sexueller Vergehen angeklagt wurde und nachdem er sich im Jahr 2008 in einem Fall schuldig bekannte.

Die Bank betont, Staley hätte von allen Aktivitäten Abstand nehmen müssen, die der Reputation oder den Finanzen des Hauses hätten schaden können, und gegenüber J.P. Morgan alle reputationsrelevanten Informationen in Bezug auf Kundenbeziehungen offenlegen müssen. „Sollten sich die Beschuldigungen [der Klägerin] und der US-Jungferninseln als wahr herausstellen, dann hat Staley die Interessen von J.P. Morgan wiederholt vernachlässigt“, heißt es in der Klageschrift. Weil der Bank nach eigenen Angaben keine Vergehen bekannt waren, hat sie eine Abweisung beider Klagen im Fall Epstein beantragt. Sie könne nicht finanziell verantwortlich gemacht werden. Falls aber ein Urteil zum Nachteil von J.P. Morgan ergehe, erhebe das Geldhaus den Anspruch, sich Schmerzensgeld- und Schadenersatzzahlungen von Staley erstatten zu lassen.

Der ehemalige Spitzenmanager verließ J.P. Morgan im Jahr 2013, kurz darauf beendete das Geldhaus die Geschäftsbeziehungen zu Ep­stein. Im gleichen Jahr nahm die Deutsche Bank diesen als Kunden auf – ein „schwerwiegender Fehler“, wie der heutige Konzernchef Christian Sewing später gegenüber Mitarbeitern einräumte. Die New Yorker Bankenaufsicht verurteilte das Frankfurter Finanzinstitut wegen Versäumnissen im Fall Epstein 2020 zu einer Strafe von 150 Mill. Dollar.

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