Lanxess sieht Standort Deutschland in Gefahr
ab Düsseldorf
Lanxess-Chef Matthias Zachert schlägt Alarm: Der Chemiekonzern werde hierzulande nur noch in die Instandhaltung der Anlagen investieren. „Wer heute blauäugig Erweiterungsinvestitionen tätigt, ist schlecht beraten“, sagte Zachert vor der Presse. Die Politik müsse für wettbewerbsfähige Standortfaktoren, was Energiekosten und die Dauer von Genehmigungsverfahren betreffe, sorgen. „Ist das nicht der Fall, können wir die Arbeitsplätze nicht erhalten“, warnte der Lanxess-Chef, ergänzte aber, alles zu tun, um die gegenwärtige Basis zu erhalten.
Auf Europa inklusive des Heimatmarkts entfiel in den ersten neuen Monaten ein Umsatzanteil von gut 46 (i.V. 47,3) %. Akquisitionsbedingt erhöhte sich der Anteil in Nordamerika zeitgleich auf 27,3 (25,4) %. In der Region Asien/Pazifik wird gut ein Fünftel des Konzernumsatzes erwirtschaftet. Doch auch für China gilt, dass Lanxess dort nur noch in den Erhalt der vorhandenen Anlagen investiert, wie Zachert ausführte. Allerdings werde die dortige Produktionsbasis ohnehin kleiner, da das Kunststoffgeschäft in ein Joint Venture mit dem Finanzinvestor Advent eingebracht werde. Mit dem Abschluss der Transaktion wird in der ersten Jahreshälfte gerechnet (vgl. BZ vom 1. Juni).
Zwar beklagt sich die deutsche Industrie schon lange über die Behäbigkeit in deutschen Amtsstuben. Vor dem Hintergrund der massiv gestiegenen Energiekosten nimmt der Druck auf die Unternehmen jedoch gehörig zu. Dabei ist Lanxess mit den vielfältigen Kostensteigerungen bislang recht gut zurechtgekommen. Im dritten Quartal gelang den Kölnern – wenngleich vor allem akquisitionsbedingt – die Steigerung des operativen Ergebnisses. Die gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise konnten in weiten Teilen weitergewälzt werden. Doch das Umfeld trübt sich zusehends ein. „Das dritte Quartal war ein Übergangsquartal. Wir gehen in härtere Zeiten“, sagte Zachert. Im Schlussquartal werde der Gegenwind zunehmen. Entsprechend wird die Prognose gestutzt. Das bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) wird im Gesamtjahr nur noch zwischen 900 und 950 Mill. Euro erwartet. Bislang reichte die Bandbreite von 0,9 bis 1 Mrd. Euro.
Gleichwohl sieht Zachert das Unternehmen für die drohende Rezession gerüstet. „Wir sind vorbereitet, sollte es zu einem abrupten Volumenabbruch kommen“, sagte der Lanxess-Chef. Im Frühjahr habe Lanxess Reserveliquidität von 1,8 Mrd. Euro aufgebaut. Zugleich werde stärker auf die Kosten geachtet. „Wir wissen, welche Register wir ziehen müssen“, gab sich Zachert kämpferisch. Im Berichtsquartal baute Lanxess den Umsatz um 38 % auf 2,2 Mrd. Euro aus, das bereinigte Ebitda wuchs um 4,8 % auf 240 Mill. Euro.
Lanxess | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 6 115 | 4 422 |
Bereinigtes Ebitda | 755 | 643 |
Ebit | 276 | 215 |
Periodenergebnis | 271 | 238 |
fortgef. Geschäft | 198 | 123 |
nicht fortgef. Geschäft | 73 | 115 |
Operativer Cashflow | 95 | 145 |
Nettoverschuldung | 3 746 | 2 345* |
*) zum 31.12.2021Börsen-Zeitung |