Software

Mit einem blauen Auge

Qualtrics war immer ein Fremdkörper im SAP-Portfolio geblieben. Jetzt beendet der Konzern das Kapitel – spät, aber immerhin noch mit Gewinn.

Mit einem blauen Auge

SAP hat das Qualtrics-Kapitel geschlossen und ist dabei mit einem blauen Auge davon gekommen. Zwar löst der Übernahmepreis von Silver Lake bei den Investoren erkennbar keine Freude aus, denn der zugrunde liegende Börsenwert des Spezialisten für Experience Management von knapp 11 Mrd. Dollar liegt rund zwei Drittel unter dem Höchstkurs von Qualtrics und offenbart somit nicht das beste Timing für die Transaktion. Am Ende hat der Walldorfer Softwarekonzern durch den sukzessiven Ausstieg aus dem 2018 erworbenen Unternehmen per IPO und Restanteilsverkauf immerhin noch einen Gewinn von netto 1,4 Mrd. Dollar erzielt. Dennoch hat das Management dem Wertverfall der Beteiligung lange zugesehen.

Dabei hatte sich die kleine Softwareschmiede, die der stets akquisitionsfreudige Vorgänger von CEO Christian Klein, Bill McDermott, für 8 Mrd. Dollar ins Portfolio gelegt hatte, operativ von Beginn an als Fehleinkauf entpuppt. Qualtrics, mit der SAP im Bereich von Customer Relationship Management (CRM) gegen den Platzhirsch Salesforce antreten wollte, erwies sich zunächst zwar als wachstumsstarker Antrieb im Cloud-Geschäft, – was an der Börse längere Zeit bejubelt wurde –, aber die Sparte schrieb rote Zahlen und belastete die Marge von SAP.

Überdies wussten die Walldorfer von Beginn an nicht so recht, wie man von Qualtrics profitieren könnte. Eine enge Verzahnung mit dem Kerngeschäft von Ressourcenplanung sowie Logistik und Lieferketten war nie wirklich vorgesehen. Der Konzern lief daher Gefahr, sich zu verzetteln und hier Ressourcen zu verschwenden. Dies wurde aus Investorensicht zunehmend schmerzhaft, seit sich infolge der Zinswende der Wind am Kapitalmarkt gedreht hat und auf Sicht unprofitable Firmen im Kurs deutlich abgestraft wurden. Ende Januar, als SAP den Ausstieg angekündigt hatte, war Qualtrics an der Börse noch gerade mal 6 Mrd. Dollar wert. Der Absturz lastete auf dem SAP-Kurs, der ohnehin gelitten hat, weil der Konzern sich in einem zweijährigen Kraftakt neu auf die Cloud ausgerichtet und dafür eine ausgedehnte Gewinndelle in Kauf genommen hat.

Mit der Trennung von Qualtrics gelingt ein Befreiungsschlag, weil diese die Fokussierung auf betriebswirtschaftliche Software und damit verbundene Bereiche wie Lieferkettenmanagement unterstreicht und nicht zuletzt neue finanzielle Spielräume schafft. Der scheidende Finanzchef Luka Mucic hatte neben einer Reinvestition des Verkaufserlöses ins Kerngeschäft auch bereits eine gesonderte Ausschüttung an die Aktionäre ins Spiel gebracht. Denkbar ist auch beides, denn unter Klein steht SAP Big Deals bisher kritisch gegenüber.

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