Holger Wessling

Nächster Apobank-Vorstand sucht das Weite

Der Exodus im Vorstand der Apobank geht weiter. Im Frühjahr 2023 verlässt auch Finanzchef Holger Wessling die Genossenschaftsbank. Das genaue Ausstiegsdatum steht noch nicht fest.

Nächster Apobank-Vorstand sucht das Weite

Von Annette Becker, Köln

„Es gab keine strategischen Diffe­renzen.“ Mit diesen Worten hatte Matthias Schellenberg, der seit März dieses Jahres an der Vorstandsspitze der Deutschen Apotheker- und Ärz­tebank (Apobank) steht, das Ausscheiden von zwei Vorstandsmitgliedern als individuelle Vorgänge in der Bank kürzlich abgetan (vgl. BZ vom 18. Ok­tober). Jetzt zeigt sich, dass der Exodus im Führungsgremium der größten genossenschaftlichen Primärbank mit dem Weggang von Jenny Friese und Eckhard Lüdering keineswegs beendet war.

Auch Holger Wessling, der im Vorstand für Finanzen und IT zuständig ist, sucht das Weite. Am Dienstag kürten der Verwaltungsrat und die Verbandsversammlung des Zweckverbands Sparkasse Rhein-Nahe den 54-Jährigen einstimmig zum Nachfolger von Vorstandschef Peter Scholten, der Mitte kommenden Jahres nach mehr als 18 Jahren an der Vorstandsspitze in den Ruhestand tritt. Seinen Dienst in Bad Kreuznach tritt Wessling zum 1. Juni 2023 an.

Bei der Apobank zeigt man Verständnis für Wesslings Fortgang, habe er doch die Chance, eine Bank zu leiten, beim Schopf ergriffen. „Wir bedauern die Entscheidung sehr, respektieren aber gleichzeitig seinen Wunsch, eine neue berufliche Herausforderung anzunehmen“, wird Aufsichtsratschef Karl-Georg Pochhammer zitiert. Auch Schellenberg lobt: „Mit Holger Wessling verlässt ein fachlich hoch geschätztes Vorstandsmitglied die Apobank.“

Mit der vorzeitigen Vertragsauflösung und dem genauen Zeitpunkt des Ausscheidens werde sich der Aufsichtsrat im Dezember beschäftigen, heißt es. Wessling bleibt aber zumindest über den Jahreswechsel hinaus. Das ist für die Apobank wesentlich, wäre der Vorstand ansonsten doch auf zwei Köpfe zusammengeschrumpft – für eine Bank mit einer Bilanzsumme von 67 Mrd. Euro nicht eben viel. Zum Vergleich: Die Sparkasse Rhein-Nahe bringt es auf eine Bilanzsumme von 6,2 Mrd. Euro.

Doch die Bankaufsicht, in diesem Fall die EZB, ist Kummer mit der Apobank gewohnt und war über die Personalien frühzeitig informiert. Zumal sich die Situation mit dem Jahreswechsel eigentlich gebessert hätte, hatte der Aufsichtsrat mit Thomas Runge und Sylvia Wilhelm im September doch zwei Externe in das Führungsgremium bestellt. Allerdings war Runge explizit als zusätzliches Vorstandsmitglied bestellt worden mit Zuständigkeit für IT, Produkte und Prozesse. Derweil Wilhelm den im Mai 2023 scheidenden Risikovorstand Lüdering ersetzen sollte.

Es kam anders: Ende September schied Lüdering aus. Seine Aufgaben übernahm vorübergehend Wessling. Schon Wochen zuvor, als die Querelen im Vorstand der Apobank publik geworden waren, gab es Spekulationen, auch Wessling verhandele über einen Aufhebungsvertrag. Das hatte der Banker, der seit 2016 für die Apobank arbeitete, seinerzeit bestritten. Nun präsentiert er einen neuen Arbeitsvertrag.

Die Aufgaben von Friese, die Mitte September Knall auf Fall ging, hat seither Schellenberg zusätzlich übernommen. Personell zwickt und kneift es im Vorstand also an allen Stellen, zumal die auf akademische Heilberufler und ihre Standesorganisationen spezialisierte Bank ein riesiges Transformationsprojekt vor der Brust hat. Mit der jüngsten Vorstandspersonalie sind auch für Aufsichtsratschef Pochhammer noch einmal schwierigere Zeiten angebrochen. Denn die öffentlich ausgetragenen Missstimmigkeiten dürften potenzielle Bewerber abschrecken. Die Verantwortlichkeiten im Vorstand sollen „zeitnah“ neu geregelt werden, heißt es.

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