Neobank N26 schafft einen Aufsichtsrat
wbr/Bloomberg
Die Berliner Smartphone-Bank N26 ändert neun Jahre nach der Gründung ihre Strukturen. Das Fintech bekommt eine neue Rechtsform und wird von einer GmbH zur Aktiengesellschaft, wie es in einer Mitteilung am Donnerstag hieß. Entsprechend wird ein Aufsichtsrat eingerichtet. Das Gremium wird von Marcus Mosen geleitet, Berater, Aufsichtsrat und Investor bei Fintech- und Tech-Unternehmen, der seit mehr als 20 Jahren im Zahlungsverkehrs- und Fintech-Bereich arbeitet. Mosen war zuvor unter anderem Chef des Zahlungsdienstleisters Concardis. Stellvertreter wird Jörg Gerbig, Chief Operating Officer des Lieferdienstes Just Eat Takeaway und Gründer von Lieferando. Weiteres Mitglied des Aufsichtsrats wird die Juristin Barbara Roth, lange Zeit Geldwäsche- und Compliance-Expertin bei der HypoVereinsbank und seit Anfang des Jahres Head of Internal Audit der Deutschen Börse. Sie wird Vorsitzende des Ausschusses für Regulatorik im Aufsichtsrat. Das Gremium komplettiert sich mit Julian Deutz, Finanzchef von Axel Springer, und Rechtsanwalt Robert Kilian, Gründer, Angel Investor und Lehrbeauftragter an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Die hochkarätige Zusammensetzung des neuen Aufsichtsrats deutet darauf hin, dass die Neobank besser mit den Aufsichtsbehörden zurechtkommen möchte. So hatte N26 Ende 2021 eine Auflage der Finanzaufsicht BaFin bekommen, das Wachstum auf 50000 Neukunden im Monat zu begrenzen. Außerdem hatte die BaFin zuvor eine Geldbuße von mehr als 4,2 Mill. Euro verhängt, weil N26 Geldwäscheverdachtsmeldungen zu spät eingereicht hatte.
Die Umwandlung in eine AG und die Einrichtung des Aufsichtsrates dienten als Vorbereitung für die nächsten Schritte des Unternehmens, hieß es. Damit würden auch die Voraussetzungen geschaffen, um zukünftig die Umwandlung in eine europäische Aktiengesellschaft (SE) vollziehen zu können.
Spekulation um Börsengang
Mit der Änderung der Rechtsform dürfte bei N26 die Spekulation über einen möglichen Börsengang anhalten. Mitbegründer und CEO Valentin Stalf hatte vor einigen Wochen auf das schlechte Umfeld verwiesen, das einen Gang an die Börse derzeit nur schwer möglich mache. Stalf sieht N26 aber auf dem Weg zur Gewinnschwelle. „Wir werden in etwa den nächsten zwei Jahren als Unternehmen profitabel werden”, sagte er in der „Welt“. Generell gelte, dass für einen Börsengang erst dann ein guter Zeitpunkt sei, wenn die Profitabilität in greifbarer Nähe sei. Allerdings brauche es auch mit Blick auf das schwierige Börsenumfeld sicher noch einige Jahre, bis man an die Börse gehe.
Auch Finanzvorstand Jan Kemper hatte sich im vergangenen Monat ähnlich geäußert und gesagt, dass es derzeit keine konkreten Pläne für einen Börsengang gebe. „Wenn man sich den aktuellen Markt da draußen anschaut, ist das kein Zeitpunkt, um über Börsengänge zu reden.“