Von Stefan Kroneck, München

Zeitenwende bei der Munich Re: Der langjährige Vorstand fürs Rückversicherungsgeschäft, Torsten Jeworrek, verlässt das Unternehmen. Mit seinen 61 Jahren hatte der promovierte Mathematiker die Regelaltersgrenze von 60 für Vorstandsmitglieder beim größten Rückversicherer der Welt längst überschritten. Der Dax-Konzern verlängerte zuvor seinen Vertrag um zwölf Monate. Er geht laut Unternehmensangaben zum 31. Dezember 2022 auf „eigenen Wunsch“. Seine Nachfolge im Schlüsselressort tritt Thomas Blunck (57) an, den der Aufsichtsrat nach Unternehmensangaben zum Vorsitzenden des Rückversicherungsausschusses (RVA) berufen hat.

Nimmt man die Altersgrenze beim Branchenprimus als Maßstab, dürfte Bluncks Wirken an der Spitze des Kerngeschäftsfeldes auf voraussichtlich maximal vier Jahre beschränkt sein. Der Internetseite des Unternehmens zufolge hatte das Kontrollgremium den promovierten Betriebswirt zuvor formell bis 2028 bestellt. Dann wäre er 63. Jeworreks Bestellung lief formell bis 2026.

Blunck tritt seine neue Aufgabe zum 1. Januar 2023 an. Wie Jeworrek ist er ein alter Hase des Konzerns. Für die Munich Re ar­beitet der in Santiago de Chile ge­borene Manager seit 23 Jahren. Seit 2005 gehört Blunck dem obersten Führungsgremium an. Anfangs war er unter anderem für den Bereich Finanzrisiken zuständig. Sein Aufgabengebiet wuchs sukzessive. Seit 2017 ist er für Life and Health und Capital Partners zuständig, im Mai dieses Jahres kamen die Länderverantwortlichkeiten für Europa und Lateinamerika dazu. Vor sechs Jahren galt Blunck gar als möglicher Nachfolger für den früheren Vorstandsvorsitzenden Nikolaus von Bomhard. 2017 hatte aber sein gleichaltriger Vorstandskollege Joachim Wenning das Rennen gemacht. Der promovierte Volkswirt führt das traditionsreiche Unternehmen seit nunmehr fünf Jahren.

Der aus Oschersleben (Sachsen-Anhalt) stammende Jeworrek arbeitet seit 32 Jahren für die Munich Re; 2003 stieg er in den Vorstand auf. Seit 2006 verantwortet er das Kerngeschäftsfeld Rückversicherung, welches gemäß den Bruttobeiträgen (Stand 2021: 41,4 Mrd. Euro) mehr als doppelt so groß ist wie die Erstversicherungsaktivitäten (Ergo).

Zur modernen Entwicklung im Management von Blue Chips gehört es derweil auch, insbesondere den Anteil von Frauen in den Führungsorganen deutlich zu erhöhen. Die Munich Re teilte darüber hinaus mit, dass der Aufsichtsrat die Französin Clarisse Kopff (49) zum 1. Dezember 2022 und die Südafrikanerin Mari-Lizette Malherbe (38) zum 1. Januar 2023 neu in den Vorstand berufen habe (s. gesonderten Artikel auf dieser Seite). Die von Allianz Trade aus Paris kommende Managerin Kopff verantwortet Bereiche, für die bisher Blunck zuständig war (Life-Ressort Europe and Latin America). Die seit 15 Jahren für die Munich Re arbeitende Malherbe übernimmt von Blunck unterdessen das Ressort Life and Health. Die beiden neuen Vorstandsmitglieder teilen sich seine bisherigen Zuständigkeiten damit auf. Der achtköpfige Vorstand der Munich Re besteht nur aus Männern. Mit Kopff und Malherbe beträgt der Anteil von Frauen in der obersten Führungsetage des Konzerns dann 22 %. Damit hätte die Munich Re die von 2025 an geltende gesetzliche Vorgabe von 25 % nahezu erfüllt.