Varta legt neue Fabrik für E-Auto-Batterien auf Eis
hek Frankfurt
Der Batteriehersteller Varta rechnet für 2022 jetzt nur noch mit 805 Mill. bis 820 Mill. Euro Jahresumsatz und einem um Sondereinflüsse bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen 55 Mill. und 60 Mill. Euro. Die Prognose impliziert operativ rote Zahlen auch im vierten Quartal. Aufgrund der schwachen Nachfrage streicht das Management die Investitionen zusammen und startet ein „Aktionspaket“ zur Kostensenkung, das Personalabbau und Kurzarbeit für den Produktionsstandort Nördlingen einschließt, wie Varta mitteilt.
Bei den Batterien für Elektroautos tritt der Konzern ebenfalls auf die Bremse. Der Neubau einer Fabrik für E-Auto-Akkus liegt nämlich fürs Erste auf Eis. Das Bauprojekt werde erst nach verbindlichen Kundenzusagen fortgesetzt, heißt es in der Mitteilung. Der Betrieb der ersten Serienfertigungsanlage werde aber planmäßig fortgeführt und stelle künftig die Zellen bereit, um den Vertrag mit einem Premium-Autohersteller zu erfüllen. Die Pilotanlage hatte Varta Ende vergangenen Jahres in Betrieb genommen. Die Massenproduktion sollte nach damaligen Angaben zwei Jahre später anlaufen.
Die Gesamtausgaben für Investitionen schneidet Varta auf 105 Mill. bis 115 Mill. Euro zurück. Im Ausblick des letzten Geschäftsberichts war noch von 230 Mill. bis 280 Mill. Euro die Rede – je nach Investitionsbedarf für die neue V4Drive-Zelle. Die Kapazitäten für die kleinen Coin-Power-Zellen würden reduziert, könnten aber je nach Nachfrage kurzfristig wieder erhöht werden.
Die neue Guidance für das operative Ergebnis bleibt weit hinter dem Vorjahresgewinn von 282,9 Mill. Euro zurück. Im Geschäftsbericht 2021 hatte der Vorstand zwischen 260 Mill. und 280 Mill. Euro bereinigtes Ebitda für 2022 in Aussicht gestellt, dann aber die Prognose gekappt und schließlich im September zurückgezogen.
Auch das neue Umsatzziel von gut 800 Mill. Euro bleibt klar hinter dem 2021er-Niveau (902,9 Mill. Euro) zurück. Zunächst stand ein Anstieg um bis zu ein Zehntel auf 950 Mill. bis 1 Mrd. Euro auf dem Zettel.
Für das Jahr 2023 rechnet Varta mit 850 Mill. bis 880 Mill. Euro Umsatz sowie mit einem adjustierten Ebitda zwischen 90 Mill. und 110 Mill. Euro. Die Prognose basiere auf der Annahme, dass die herausfordernde Wirtschaftslage und die globalen Krisen im kommenden Jahr fortbestünden – mit negativen Folgen für Kosten, Lieferketten und Konsumentennachfrage, heißt es zur Einordnung.
Derzeit machen dem Batteriehersteller hohe Rohstoff- und Energiekosten, Lieferengpässe bei Halbleitern und Auftragsverzögerungen zu schaffen. Gestiegene Kosten könnten nur teilweise und nur mit Zeitverzögerung weitergegeben werden. Teilweise seien Kunden von eigenen Produktionsunterbrechungen betroffen.
Vorläufige Zahlen zum dritten Quartal hatte Varta bereits im Oktober veröffentlicht. Demnach blieb der Umsatz um 14% hinter dem Niveau des Vorjahreszeitraums zurück. Das bereinigte Ebitda plumpste von 70,2 Mill. Euro im dritten Quartal 2021 auf −2,5 Mill. Euro.
Vor allem der Umsatz mit Lithium-Ionen-Zellen für kabellose Kopfhörer, die Varta in der Vergangenheit einen Verkaufsboom beschert hatten, ist eingebrochen. Das schlägt sich nach neun Monaten in Umsatzeinbußen von 25% im Segment „Lithium-Ionen-Lösungen und Mikrobatterien“ nieder. Das adjustierte Ebitda der Sparte sackte sogar um fast zwei Drittel ab, da die bisher hohen Margen nicht mehr zu halten sind. Auf Konzernebene stehen noch 66,4 Mill. Euro bereinigtes Ebitda zu Buche, 64% weniger als im Vorjahr. Unter dem Strich zeigt Varta 20,1 Mill. Euro Neunmonatsverlust.
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