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Weniger M&A-Deals von Chinesen

Käufer aus China kamen bei Übernahmen in Europa im vergangenen Jahr nur selten zum Zug. Die Zahl der Transaktionen sank im Vergleich zum Vorjahr von 155 auf 139. Auch das Deal-Volumen ging zurück: Der Wert der Beteiligungen und Übernahmen fiel um zwei Drittel auf 4,3 Mrd. Dollar, wie aus einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervorgeht.

Weniger M&A-Deals von Chinesen

md Frankfurt

Käufer aus China kamen bei Übernahmen in Europa im vergangenen Jahr nur selten zum Zug. Die Zahl der Transaktionen sank im Vergleich zum Vorjahr von 155 auf 139. Auch das Deal-Volumen ging zurück: Der Wert der Beteiligungen und Übernahmen fiel von 12,4 Mrd. auf 4,3 Mrd. Dollar; ein Minus von 65%, wie aus einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervorgeht, die Investitionen chinesischer Unternehmen in Deutschland und Europa untersucht hat. Bei der Mehrzahl der Übernahmen lägen allerdings keine Angaben zu den Kaufpreisen vor, räumt EY ein.

Die Zahl der M&A-Deals in Deutschland, bei denen Chinesen die Käufer waren, sei von 35 auf 26 gesunken, das Investitionsvolumen brach laut EY von 2,0 Mrd. auf knapp 290 Mill. Dollar ein (siehe Grafik). Nicht enthalten seien in dieser Summe Risikokapitalinvestitionen in deutsche Start-ups von 160 Mill. Dollar (2022), bei denen chinesische Unternehmen als Teil internationaler Investorengruppen aktiv waren. Die meisten Transaktionen wurden wie schon 2021 in Großbritannien verzeichnet.

Als Investoren spielen chinesische Unternehmen in Deutschland derzeit nur eine untergeordnete Rolle. China habe hierzulande im vergangenen Jahr Platz 12 im Investorenranking belegt, das von den USA und Großbritannien mit 242 bzw. 128 Transaktionen angeführt werde. 2016 sei China noch der viertwichtigste Investor in Deutschland gewesen.

„Die Zahl chinesischer Unternehmensübernahmen in Europa hat sich in den vergangenen Jahren auf einem relativ niedrigen Niveau eingependelt“, erklärt Yi Sun, Partnerin und Leiterin der China Business Services in der Region Europe West von EY. Die aktuelle Zurückhaltung habe mehrere Gründe: Zum einen hätten die Pandemie und die langanhaltenden und starken Eindämmungsmaßnahmen in China, die erst Ende 2022 beendet wurden, zu Reisebeschränkungen und strengen Quarantäne-Regeln geführt. Das habe die Einleitung und erfolgreiche Umsetzung von Transaktionen erschwert. „Zum anderen hatten Expansionsmaß-nahmen für viele chinesische Unternehmen nicht mehr den hohen Stellenwert wie in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts“, sagt Sun.

Obendrein sähen sich chinesische Unternehmen in vielen europäischen Ländern in einigen Sektoren – wie etwa Infrastruktur – teils erheblichem politischen Widerstand ausgesetzt. „Daher lassen die chinesischen Investoren inzwischen sorgfältig prüfen, ob Übernahmekandidaten solche heiklen Diskussionen bei Regierungen und in der Öffentlichkeit auslösen könnten.“ Hinzu kommen nach Suns Einschätzung die hohen Hürden für ausländische Beteiligungen gerade in kritischen Branchen sowie die zunehmende Konkurrenz durch Finanzinvestoren.

Auch das belastete politische Verhältnis zwischen den USA und China hemme die Transaktionsaktivitäten, so Sun. „Wenn Übernahmekandidaten Produktionsstätten oder R&D-Zentren in den USA haben, werden potenzielle chinesische Bieter oftmals gar nicht erst eingeladen, da eine Ablehnung durch die zuständige US-Behörde befürchtet wird.“

Im Vorjahr gab es gemäß EY europaweit erstmals mehr M&A-Deals im Hightech-Segment – wozu in erster Linie Software- und Halbleiter-Firmen zählen – als in klassischen Industriezweigen. In Deutschland seien besonders viele Transaktionen im Gesundheitsbereich (9) gezählt worden.

Wertberichtigt Seite 2

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