„Wir haben aktiv auf Gewinn verzichtet“
ab Köln
Die Rewe Group hat die Kostensteigerungen im vergangenen Jahr nicht eins zu eins an die Verbraucher weitergegeben. „Wir haben in Deutschland aktiv auf Gewinn verzichtet“, sagte Rewe-Chef Lionel Souque in der Jahrespressekonferenz. Während die Preise im deutschen Lebensmittelhandel im vorigen Jahr im Schnitt um 13 % gestiegen seien, seien die Preise in den Rewe-Supermärkten über alle Warengruppen hinweg nur um durchschnittlich 8 % gewachsen, rechnete Souque vor.
Ablesen lässt sich das auch an der gesunkenen operativen Marge, die auf magere 1,9 (i.V. 2,1) % zusammenschnurrte. Denn obgleich der Umsatz zweistellig ausgebaut wurde, machten sich die gestiegenen Einkaufspreise und Energiekosten in der Ertragsrechnung bemerkbar. Waren Rewe und Edeka im vergangenen Jahr zunächst auf Konfrontationskurs mit den Markenartikelherstellern gegangen, ist inzwischen etwas Ruhe eingekehrt. Die Konflikte mit den Konsumgüterherstellern seien nicht beendet, aber die Gesprächsatmosphäre habe sich verbessert, sagte Hans-Jürgen Moog, der im Konzernvorstand für den Einkauf zuständig ist. Beide Seiten seien jetzt lösungsorientierter unterwegs.
Im neuen Geschäftsjahr kalkuliert Souque nicht zuletzt inflationsbedingt mit weiteren Umsatzsteigerungen, dabei soll das operative Ergebnis (Ebita) auf dem Vorjahresniveau von 1,45 Mrd. Euro stabil gehalten werden. Damit werde die Handelsspanne vermutlich weiter zurückgehen, zumal noch nicht absehbar sei, wie sich die Personalkosten entwickelten. Eine Lohnsteigerung um 1 % führe bei Rewe zu einem Personalkostenzuwachs um 60 Mill. Euro, veranschaulichte der Rewe-Chef.
Zwar konnte die Rewe den Gruppenumsatz um mehr als 10 % auf fast 85 Mrd. Euro ausweiten. Die selbstständigen Kaufleute, die über Jahre das Zugpferd der Gruppe waren, mussten sich jedoch mit einem Erlösplus von 6,4 % bescheiden.
Dass der Konzernumsatz – also ohne die Erlöse der selbständigen Kaufleute und die At-Equity-Gesellschaften – um 11,3 % wuchs, war nicht zuletzt dem Touristikgeschäft zu verdanken, das sich nach dem Abflauen der Corona-Pandemie kräftig erholte. Hier hat sich Umsatz auf 5,7 Mrd. Euro mehr als verdoppelt. Auch ergebnisseitig ist DER Touristik fast wieder in der Gewinnzone angekommen. Souque sprach von „einer roten Null“, nachdem die Sparte den operativen Verlust im Vorjahr bereits auf 200 Mill. Euro halbiert hatte. Für 2023 wird ein Ergebnis im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich ins Visier genommen. War DER Touristik zuletzt nachgesagt worden, an der Akquisition der angeschlagenen FTI Touristik interessiert zu sein, sagte Souque nun: „Es gibt aktuell keine Gespräche.“ In Deutschland stünden in der Touristik keine Akquisitionen im Fokus.
Wenngleich sich Rewe im Konzern einer soliden finanziellen Aufstellung rühmt – die Eigenkapitalquote liegt bei 25 % –, brach der Überschuss im abgelaufenen Turnus nach vorläufigen Zahlen um ein Drittel auf 504 Mill. Euro ein. Ursächlich dafür waren neben der gesunkenen Marge niedrigeren Beteiligungsgewinnen sowie Impairments auf Beteiligungen, wie Finanzchef Telerik Schischmanow ausführte. Wenngleich sich der Manager zu den Wertkorrekturen nicht im Details äußern wollte, sei es in Summe um mehr als 100 Mill. Euro gegangen. Mit der Eigenkapitalrendite von knapp 6 % zeigte sich Schischmanow angesichts der vielfältigen Krisen zufrieden, doch müsse die Renditeentwicklung im Blick behalten werden.
Rewe | ||
Vorläufige Zahlen nach IFRS | ||
in Mrd. Euro | 2022 | 2021 |
Gesamtumsatz | 84,8 | 76,8 |
Konzernumsatz* | 77,2 | 69,4 |
Ebita | 1,45 | 1,49 |
Konzernergebnis (Mill.) | 503,5 | 755,6 |
Eigenkapital | 9,4 | 8,6 |
Investitionen | 2,8 | 2,3 |
*) ohne selbständige Kaufleute und At-Equity-GesellschaftenBörsen-Zeitung |