Arbeitszeit

4,5 Millionen Arbeitnehmer leisten Überstunden

Jeder achte Arbeitnehmer arbeitet mehr als vertraglich vereinbart. Im Finanz- und Versicherungswesen wird die reguläre Arbeitszeit besonders häufig überschritten.

4,5 Millionen Arbeitnehmer leisten Überstunden

ast Frankfurt

4,5 Millionen Arbeitnehmer machen in Deutschland Überstunden – viele davon unbezahlt. Das teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch mit. Überstunden gehören demnach für mehr als jeden achten Beschäftigten zum Arbeitsalltag – 12% der insgesamt 37,8 Millionen Arbeitnehmer. Wie die Statistiker ermittelten, leisteten Männer mit einem Anteil von 14% etwas häufiger Mehrarbeit als Frauen mit einem Anteil von 10%.

„Solche Zahlen sind beunruhigend“, sagte die wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böck­ler-Stiftung, Bettina Kohlrausch, zu Reuters. „Vor diesem Hintergrund wird noch einmal deutlich, wie unnötig und kontraproduktiv Diskussionen über eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit sind.“

Aufgrund des akuten Fachkräftemangels hatte jüngst Siegfried Russwurm, Präsident des Industrieverbands BDI, längere Wochenarbeitszeiten ins Spiel gebracht. Kohlrausch widerspricht: „Wer Fachkräfte halten will, sollte sich um attraktive Arbeitsbedingungen kümmern.“ Dazu zählt die Ökonomin etwa mehr Spielräume für eine bessere Vereinbarkeit von Arbeit und Leben.

Für die meisten Beschäftigten war der Umfang der Mehrarbeit auf wenige Stunden pro Woche begrenzt. Rund ein Drittel gab an, weniger als fünf Überstunden geleistet zu haben. Bei 59% waren es weniger als zehn Stunden. Allerdings leistete mehr als ein Viertel (29%) der Betroffenen mindestens 15 Stunden Mehrarbeit. Am weitesten verbreitet waren Überstunden demnach im Bereich Finanz- und Versicherungsleistungen, wo fast jeder fünfte Beschäftigte (19%) darüber berichtete.

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