Emissionsrechte

Achtung Lenkungswirkung

Der Verkauf von Emissionsrechten für Kohlendioxid hat 2021 Rekordeinnahmen in die Staatskasse gespült. Neben der nationalen CO2-Abgabe haben steigende Emissionspreise in Europa dazu beigetragen. Ambitionierte Klimaziele machen CO2 zu einer attraktiven Assetklasse.

Achtung Lenkungswirkung

Keine Frage, der steigende Preis für Kohlendioxidemissionen entfaltet schon jetzt seine Lenkungswirkung. Ob der im vergangenen Jahr gestartete nationale Emissionshandel für die Bereiche Wärme und Verkehr in Deutschland bereits zu klimaschonenden Verhaltensänderungen geführt hat, darf zwar be­zweifelt werden. An der Zapfsäule macht sich die CO2-Abgabe bislang jedenfalls nur im einstelligen Centbereich bemerkbar. Der Verkauf von Emissionszertifikaten zum 2021 gültigen Festpreis von 25 Euro für die Tonne CO2, der bis 2025 schrittweise auf 55 Euro steigen soll, hat seit dem Start im Herbst aber immerhin schon mehr als 7 Mrd. Euro in die Staatskasse gelenkt.

Die Einnahmen aus der nationalen CO2-Abgabe, die zur Gänze dem Energie- und Klimafonds zufließen und unter anderem für eine Absenkung der Umlage für erneuerbare Energien verwendet werden, hatten die Experten fast auf den Euro genau auf der Rechnung. Deutlich über den Erwartungen liegen die Einnahmen aus dem europäischen Emissionshandel (EU-ETS), die sich im vergangenen Jahr verdoppelten und mehr als 5 Mrd. Euro ausmachten. Der 2005 gestartete EU-ETS umfasst Kraftwerke sowie In­dustrieanlagen und seit 2012 auch den innereuropäischen Luftverkehr. Bei der jüngsten Auktion von europäischen Verschmutzungsrechten in Deutschland mussten die betroffenen Unternehmen mit 82,25 Euro den bisher höchsten Preis pro Tonne CO2 bezahlen, nachdem die Versteigerungen im Vorjahr durchschnittlich 24,61 Euro pro Tonne eingebracht hatten.

Der Preis der an der Börse gehandelten Futures auf die europäischen Verschmutzungsrechte hat sich 2021 beinahe verdreifacht und von Oktober bis Dezember um fast 50% auf knapp 90 Euro aufgeschlagen. Auch hier greift eine Lenkungswirkung, denn spätestens die ambitionierten Klimaziele der EU bis 2030 haben eine Schar von Finanzmarktakteuren in den Markt gelotst, die CO2 als eine attraktive Assetklasse sehen.

Die zu beobachtende Finan­zialisierung des Emissionshandels muss kein schlechtes Zeichen für das Klima sein, weil auch der CO2-Markt von mehr Liquidität profitieren kann. Sie birgt aber auch Gefahren, weil der allein auf politischem Willen gegründete Markt schlecht auf den Umgang mit neuen Marktteilnehmern wie Hedgefonds vorbereitet ist. Experten mahnen eine Verbesserung von Transparenz, Überwachung und Regulierung an. Sonst droht der Emissionshandel als Instrument des Klimaschutzes seine zentrale Lenkungswirkung einzubüßen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.