ADB attestiert enormen Infrastrukturbedarf in Asien

Entwicklungsbank verdoppelt ihre Schätzung - Wichtiger Wachstumstreiber der Weltwirtschaft

ADB attestiert enormen Infrastrukturbedarf in Asien

Von Ernst Herb, HongkongGemäß einer Studie der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) bleibt der Nachholbedarf der asiatischen Schwellenländer in Sachen Infrastruktur einer der wichtigsten Wachstumsmotoren der Weltwirtschaft. In Asien könnten bei konstanten Preisen bis 2030 rund 22,5 Bill. Dollar in den Ausbau des Transportnetzwerkes, von Elektrizitätswerken, der Telekommunikation oder auch der Wasserversorgung investiert werden. Die ADB hat damit ihre vor acht Jahren gemachte Schätzung des Nachholbedarfs verdoppelt.”Derzeit investiert die Region jährlich 881 Mrd. Dollar in Infrastrukturprojekte”, sagte Juzhong Zhuang, der stellvertretende Chefökonom der ADB, jetzt anlässlich der Vorstellung der Studie in Hongkong. Wenn die nötigen Maßnahmen zur Bekämpfung der Folgen der Klimaerwärmung mit einbezogen werden, wird sich die bis 2030 anfallende jährliche Rechnung auf 1,7 Bill. Dollar belaufen. Insgesamt würden dies 26 Bill. Dollar sein.Sollte die Empfehlung umgesetzt werden, so Juzhong, würden die Schwellenländer auch in den nächsten Jahren der große Wachstumsmotor der Weltwirtschaft bleiben. Die Schwellenländer der Region, deren kombiniertes Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2016 mit mehr als 5 % expandierte, trugen laut ADB im Vorjahr 60 % zum globalen Wachstum bei.Obwohl in den vergangenen Jahren allen voran in China enorme Summen in den Ausbau der Infrastruktur investiert worden sind, haben in Asien 300 Millionen Einwohner keinen Zugang zu Elektrizität und 1,5 Milliarden keinen zu einfachen sanitären Einrichtungen. In großen Volkswirtschaften wie Indien oder Indonesien treibt ein überlastetes Transportnetzwerk die Kosten der Unternehmen und die Konsumentenpreise in die Höhe, und es bleiben viele lokale Unternehmen vom Weltmarkt ausgeschlossen.”Die Nachfrage nach Infrastruktur in Asien und der Pazifikregion übertrifft bei weitem den aktuellen Bestand”, sagte ADB-Präsident Takehiko Nakao: “Asien braucht neue und verbesserte Infrastruktur, die Qualitätsmaßstäbe setzt, das Wirtschaftswachstum fördert und auf die dringliche globale Herausforderung des Klimawandels reagiert.” Privates Kapital nötigSelbst China liegt in vielen Bereichen weiter hinter hoch entwickelten Ländern, so etwa in den Bereichen Kanalisation oder Abwasserreinigung, wo die Kapazitäten gemessen an der Bevölkerung im Vergleich etwa zu Japan fünf Mal kleiner sind. Die Studie macht klar, dass die öffentliche Hand die Finanzierung des Infrastrukturausbaus nur teilweise selbst bewältigen kann. Gegenwärtig werden in der Region im Bereich Frischwasserversorgung und Abwasser beinahe 100 % der Investitionen vom Staat getätigt. Im Bereich Elektrizitätsproduktion sind es rund 50 %. Private Investoren sind lediglich bei der Telekommunikation mit 76 % dominante Akteure.Die ADB macht daher eine ganze Reihe von Empfehlungen, wie vermehrt privates Kapital angezogen werden kann, so etwa durch eine Vertiefung des lokalen Anleihenmarktes. Wichtig ist nach Meinung des ADB-Chefökonomen vor allem, dass die Investitionen durch einen soliden rechtlichen Rahmen, transparente Ausschreibungsverfahren und eine zeitgerechte Umsetzung der Projekte geschützt sind.