Destatis-Dossier

Aktueller Material­mangel so ausgeprägt wie selten

Dass Materialmangel die deutsche Industrie ausbremst, ist ein wiederkehrendes Phänomen – derart ausgeprägt und auch im Auftragsbestand so deutlich sichtbar ist er laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) aber absolut selten. Die Wiesbadener...

Aktueller Material­mangel so ausgeprägt wie selten

ba Frankfurt

Dass Materialmangel die deutsche Industrie ausbremst, ist ein wiederkehrendes Phänomen – derart ausgeprägt und auch im Auftragsbestand so deutlich sichtbar ist er laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) aber absolut selten. Die Wiesbadener Statistiker haben dazu nun ein Dossier zusammengestellt, in dem sie zeigen, wie die Liefer- und Transportengpässe seit Anfang 2021 zunehmend zu Störungen in den globalen Lieferketten führten und der Mangel an Rohstoffen und Vorprodukten die Industrieproduktion ins Stocken brachte. Und auch, dass Phasen verstärkter Materialknappheit in der Regel mit einem zyklischen Anstieg sowohl der Erzeuger- als auch der Einfuhrpreise für Vorleis­tungs­güter einhergehen.

Im Sommer hatte der Auftragseingang im verarbeitenden Gewerbe ein Rekordhoch erreicht. „Seitdem herrscht ein regelrechter Produktionsstau“, sagt Stefan Linz, Leiter des Referats „Konjunkturindizes, Saisonbereinigung“ und des Autorenteams. Die Nachfrage übersteigt bei weitem das Angebot, wodurch der Bestand an Aufträgen, die nicht abgearbeitet werden können, auf ein Rekordniveau kletterte. Ebenso die Reichweite, die im September bei 7,4 Monaten lag. Zum Vergleich: Im Vorkrisenmonat Februar 2020 waren es 5,9 Monate. Die Reich­weite gibt an, wie lange bei gleichbleibendem Ausstoß ohne neue Auftragseingänge theoretisch produziert werden müsste, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten. Der Auftragsbestand lag im September 2021 um fast ein Viertel über dem Vorkrisenniveau. Kommende Woche berichtet Destatis über die Oktoberdaten zu Auftragseingang, Produktion und Außenhandel – Experten erwarten, dass sich die Entwicklung fortsetzt.

Ein weiteres Ergebnis von Destatis ist, dass sich aus der internationalen Verflechtung der Güterproduktion ein relativ synchroner Verlauf zwischen der heimischen Produktion sowie dem Import und Export von Vorleistungs­gütern ergibt. Wertmäßig kommen 38% der Waren, die in deutschen Industriebetrieben in der Produktion als Vorleistungsgüter weiterverwendet werden, aus dem Ausland.