Anstieg der deutschen Importpreise ebbt etwas ab
ms Frankfurt
Die deutschen Importe haben sich im September erneut extrem verteuert – allerdings nicht mehr ganz so stark wie noch zuletzt. Der Anstieg blieb mit 29,8% sogar merklich hinter den Erwartungen zurück. Von Reuters befragte Experten hatten mit einem Anstieg von 31% gegenüber Vorjahr gerechnet. Von August auf September fielen die Importpreise sogar um 0,9%. Das war im Vormonatsvergleich der erste Rückgang seit April 2020, also zum ersten Höhepunkt der Coronakrise.
Die Einfuhrpreise haben generell auch Einfluss auf die Entwicklung der Verbraucherpreise – etwa, wenn Unternehmen die höheren Kosten an die Kunden weitergeben. Der erneut kräftige Anstieg im September spricht also dafür, dass weiter viel Preisdruck in der Pipeline ist und die Inflation in den kommenden Monaten sehr hoch bleiben wird. Dafür spricht auch, dass die Produzentenpreise im September erneut um 45,8% zugelegt haben. Zugleich nährt der etwas geringere Anstieg bei den Importen aber ein wenig die Hoffnung, dass die Inflation allmählich ihren Höhepunkt erreicht.
Im Oktober hatte die Inflationsrate in Deutschland nach EU-Berechnung (HVPI) auf 11,6% zugelegt. In nationaler Rechnung (VPI) lag sie bei 10,4% und damit so hoch wie seit 1951 nicht mehr. Das setzt die Bundesregierung unter Druck, für Entlastungen zu sorgen, und die Europäische Zentralbank (EZB) gerät unter Zugzwang, ihre Leitzinsen weiter kräftig anzuheben. Die Bundesbank geht davon aus, dass bei der Inflation in Deutschland auch 2023 im Jahresdurchschnitt eine Sieben vor dem Komma stehen könnte. 2022 werden es demnach sogar mehr als 8% sein.
Die Importpreise hatten im August noch um 32,7% zugelegt – der höchste Anstieg seit März 1974. Im September lag das Plus nun bei 29,8%. Preistreiber Nummer eins blieb angesichts des Ukraine-Kriegs die Energie: Deren Einfuhren verteuerten sich im September um 135,1%. Die Preise für importiertes Erdgas lagen sogar dreieinhalbmal so hoch wie im September 2021. Zum August fielen sie aber um 3,0%. Ab 2023 dürfte dann die von der Bundesregierung angekündigte Gas- und Strompreisbremse wirken und die Jahresteuerung etwas dämpfen.