Konjunktur

Arbeitslosigkeit dürfte 2022 weiter sinken

Der Trend am deutschen Arbeitsmarkt stimmt, allerdings erschweren der Ukraine-Krieg und die Pandemie verlässliche Voraussagen. Das Ifo meldet sinkende Kurzarbeit – aber auch erste Anzeichen der Kriegsfolgen.

Arbeitslosigkeit dürfte 2022 weiter sinken

ast Frankfurt

Der deutsche Arbeitsmarkt dürfte sich im laufenden Jahr weiter erholen. Laut der am Montag veröffentlichten regionalen Arbeitsmarktprognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg ist von einer weiter rückläufigen Arbeitslosigkeit auszugehen. Dabei dürften vor allem die westlichen Bundesländer am Jahresende weniger Arbeitslose zählen. Etwas verhaltener erholt sich die Lage im Osten Deutschlands.

„Der Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen Monaten recht robust entwickelt, was tendenziell auch für das laufende Jahr erwartet wird. Dennoch wird die noch im Herbst erwartete wirtschaftliche Erholung durch den Krieg in der Ukraine deutlich ausgebremst“, berichtete IAB-Forscherin Anja Rossen. Das Münchner Ifo-Institut meldete zudem etwas weniger Kurzarbeit im März.

Bundesweit wird die Zahl der Arbeitslosen der Frühjahrsprognose des Ifo-Instituts zufolge um 351000 auf 2,26 Millionen sinken – und damit das Vorkrisenniveau von 2019 erreichen. Die Nürnberger Statistiker rechnen mit einer steigenden Beschäftigtenzahl in allen Bundesländern. Allerdings gibt es hier deutliche regionale Unterschiede.

Auch die Arbeitslosigkeit entwickelt sich unterschiedlich. So regis­triert das IAB die stärksten Rückgänge der Arbeitslosigkeit in Hessen (–15,8%), gefolgt von Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg (–15,1%). Schlusslichter sind mit immerhin noch −11,5% Mecklenburg-Vorpommern und mit – 9,7% Sachsen-Anhalt.

Im Jahresdurchschnitt rechnet das IAB mit einer Arbeitslosenquote von 4,9% für ganz Deutschland. Für den Westen liegt die Prognose bei 4,6% und damit deutlich niedriger als für den Osten (6,3%). Allerdings, so schränken die IAB-Forscher ein, sind die Prognosen aufgrund der Coronavirus-Pandemie sowie der noch nicht genau zu bestimmenden Folgen des Krieges, der anhaltenden Lieferengpässe und hoher Energiekosten mit Vorsicht zu genießen.

Krieg belastet Autoindustrie

Das Ifo-Institut meldete derweil 620000 Kurzarbeitende im März –nach 685000 im Februar (siehe Grafik). „Die Entwicklung war nicht überall gleich“, sagt Ifo-Experte Stefan Sauer. „In der Industrie stiegen die Zahlen, im Handel und im Gastgewerbe sanken sie.“ Das Gastgewerbe und der Einzelhandel profitierten vom Wegfall von Coronabeschränkungen und vom warmen Wetter. Im verarbeitenden Gewerbe hingegen registrierten die Ökonomen einen Anstieg. Besonders in der von Lieferschwierigkeiten stark betroffenen Autoindustrie nahm die Zahl der Kurzarbeiter deutlich zu. „Das sind schon erste Anzeichen für eine Verschärfung der Lieferengpässe“, erklärte Ifo-Experte Stefan Sauer. „Das Problem gab es ohnehin schon, es hat sich aber durch den Ukraine-Krieg nochmals verstärkt.“

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