Arbeitsmarkt auch im Sommer robust
Der Arbeitsmarkt in Deutschland und in der Eurozone insgesamt zeigt sich auch im August robust. Ein Ende des Aufwärtstrends ist nicht absehbar, die Dynamik allerdings lässt nach.ba Frankfurt – Ein Ende des Aufwärtstrends sowohl am deutschen als auch am europäischen Arbeitsmarkt ist ungeachtet der gestiegenen Unsicherheit nicht in Sicht. Auch wenn jüngste Stimmungsumfragen wie etwa das von der EU-Kommission erhobene Wirtschafts- und Industrievertrauen oder das Ifo-Geschäftsklima zeigen, dass die Skepsis bezüglich der konjunkturellen Entwicklung nach dem unerwarteten Brexit-Votum zunimmt, so zeigt sich dies bislang noch nicht in den Jobplänen der Unternehmen. Der Arbeitsmarkt ist allerdings ein nachlaufender Indikator. Erste Brexit-Spuren macht das Wirtschaftsforschungsinstituts DIW in seinem Konjunkturbarometer für August aus: es deutet für das dritte Quartal ein Wachstum von 0,3 % nach 0,4 % im zweiten und 0,7 % im ersten Vierteljahr 2016 an.”Die Arbeitskräftenachfrage, gemessen an Beschäftigung und gemeldeten Stellen, ist weiterhin hoch”, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank Weise, gestern in Nürnberg. Jahreszeitlich bedingt waren im August 2,684 Millionen Menschen in Deutschland ohne Job, das sind 23 000 mehr als im Juli bzw. 111 000 weniger als im Vorjahr. “Bei diesem Anstieg spielt die geringe wirtschaftliche Aktivität während der Urlaubszeit eine Rolle”, sagte Weise laut Nachrichtenagentur Reuters. In den Sommermonaten warten Unternehmen oft mit Neueinstellungen, und Schüler sowie Auszubildende melden sich nach Ausbildungsabschluss kurzfristig arbeitslos. Saisonbereinigt hingegen ist die Zahl der Arbeitslosen im August wie erwartet um 7 000 gesunken. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 6,1 %. Fortgesetzter StellenaufbauDer Stellenaufbau setzte sich ebenfalls fort. So meldet das Statistische Bundesamt (Destatis) für Juli einen saisonbereinigten Anstieg der im Inland Erwerbstätigen um 39 000 im Monatsvergleich auf 43,71 Millionen Personen. Der Stellenaufbau sorge dafür, dass die Arbeitslosigkeit nicht zulege, obwohl das Arbeitsangebot durch die steigende Anzahl erfolgreich abgeschlossener Asylverfahren zunehme, urteilt BayernLB-Ökonom Stefan Kipar. Die Personen, die sich derzeit in Weiterqualifizierungsmaßnahmen befinden und damit noch nicht als arbeitslos zählen, sondern in der Rubrik Unterbeschäftigung erfasst werden, erhöhen nach Abschluss der Maßnahmen unmittelbar die Arbeitslosigkeit, sofern sie nicht im Anschluss direkt einen Job finden. Die Unterbeschäftigung hat im August erneut zugelegt, mit saisonbereinigt 6 000 allerdings etwas weniger stark als in den Vormonaten. “Solange sich der Stellenaufbau aber so kraftvoll fortsetzt wie bisher, wäre der Anstieg der Arbeitslosigkeit dann nicht als konjunkturelle Schwäche zu interpretieren, da er aus einer Ausweitung des Arbeitsangebotes resultiert und nicht aus einer schwächeren Arbeitsnachfrage”, meint Kipar. Die Chancen stehen gut: Im August kletterte die Zahl unbesetzter Stellen im Jahresvergleich um 89 000 auf 685 000 und damit “ein sehr hohes Niveau”, so Kipar.Im europäischen Vergleich lag Deutschland im Juli mit einer für europäische Zwecke berechneten Arbeitslosenquote von 4,2 % weiter hinter Malta (3,9 %) an der Spitze. Die höchsten Quoten verzeichneten erneut Griechenland (aktuellster Wert: 23,5 % im Mai) und Spanien (19,6 %). Im gesamten Euroraum waren im Juli 16,307 Millionen arbeitslos, das sind 43 000 weniger als im Vormonat und 1,034 Millionen weniger als im Juli 2015. Die Arbeitslosenquote lag gegenüber Juni unverändert bei 10,1 %.