Bitte um Finanzhilfe

Argentinien hofft auf den Währungsfonds

Der argentinische Präsident Javier Milei ist auf IWF-Finanzhilfe angewiesen. Doch sein gutes Verhältnis zu US-Präsident Donald Trump strapaziert das Wohlwollen anderer Länder im Fonds.

Argentinien hofft auf den Währungsfonds

Argentinien hofft auf den Währungsfonds

Milei ist auf IWF-Finanzhilfe angewiesen – Gutes Verhältnis zu den USA strapaziert indes das Wohlwollen anderer Länder

af Buenos Aires

Die leidvolle Geschichte des Internationalen Währungsfonds mit Argentinien bekommt ein neues Kapitel. Der IWF hat jetzt bekannt gegeben, dass eine Vereinbarung über einen neuen Kredit in Höhe von 20 Mrd. US-Dollar getroffen wurde. Das „Extended Facility Program“ müsse noch vom Direktorium des Fonds genehmigt werden. Argentiniens Regierung hofft, dass dies diese Woche geschehen wird, um den anhaltenden Verlust seiner Devisenreserven anzuhalten. Der Betrag entspricht der Mindestforderung des argentinischen Finanzministers Luis Caputo.

„Der IWF und die argentinischen Behörden haben sich auf ein umfassendes Wirtschaftsprogramm geeinigt, das durch eine 48-monatige Vereinbarung im Rahmen der erweiterten Fondsfazilität (EFF) von insgesamt 20 Mrd. US-Dollar unterstützt werden könnte“, so der Fonds in einer kurzen Erklärung. Der Text hebt die „beeindruckenden ersten Fortschritte der Behörden bei der Stabilisierung der Wirtschaft“ hervor, die durch einen soliden fiskalischen Anker unterstützt würden. Das neue Programm diene dazu, die kommende Phase der Stabilisierungs- und Reformagenda Argentiniens zu unterstützen.

Kein Selbstläufer

Ein Beschluss des IWF-Vorstands ist in der aktuellen Lage indes kein Selbstläufer. Staatspräsident Javier Milei hat mit den USA die mächtigste Stimme im Fonds-Direktorium hinter sich.  Allerdings zeigen sich viele europäische und asiatische Regierungen nach Donald Trumps Zoll-Angriff diesbezüglich deutlich reservierter. China ist der zweitgrößte Einzahler in den Fonds, Japan Nummer 3 und Deutschland liegt an vierter Stelle. 

Argentinien aber braucht eine schnelle Überweisung, denn seit Jahresanfang hat das Land mehr als 5 Mrd. Dollar aus den bereits negativen Währungsreserven verwenden müssen, um den Wert des Peso zu stützen. Die Strategie, auf die Ausgabe von frischen Pesos zu verzichten und mithilfe von Dollar-Verkäufen den Wechselkurs zu stützen, konnte die Inflation von über 200% auf derzeit etwa 65% im Jahresvergleich senken. Die dafür notwendigen Dollar brachte Ende 2024 eine Steueramnestie ein, sofern im Gegenzug Dollar- in hochverzinsliche Peso-Depots getauscht worden waren.

Risikoaufschläge steigen wieder

Aber dieser Trend kehrte sich um. Viele Investoren verkaufen ihre Peso-Papiere und verlangen wieder Dollar. Die Zentralbank hat aber keine Reserven mehr und musste auf Einlagen zugreifen, die eigentlich der Absicherung von Dollar-Konten dienen. Teile der Goldreserven hat sie bereits verpfändet. All das und die internationalen Komplikationen nach dem Antritt von Donald Trump bewirkten, dass die Risikoaufschläge für Argentinien wieder stiegen. Das durchkreuzte die Pläne von Minister Caputo, an die internationalen Kreditmärkte zurückzukehren. 

IWF als Rettungsanker

Nun blieb nur noch der IWF als Rettungsanker. Aber der hatte Argentinien seit Monaten aufgefordert, die Stützungskäufe zu stoppen und Währungskontrollen abzuschaffen. Das wollen Milei und Caputo unbedingt verhindern, weil sie befürchten, dass eine Kursfreigabe eine Abwertung auslöst und die Inflation erneut angefacht wird. Deren Zähmung ist Mileis wichtigstes Kapital für die Halbzeitwahlen im Oktober. Dort muss er unbedingt seine politische Position ausbauen, um die versprochenen Arbeits-, Renten- und Steuerreformen durchzubringen. 

Doch der IWF knausert. Argentiniens Delegation hatte eine Auszahlung von 80% „up front“ gefordert. Aber IWF-Direktorin Kristalina Georgiewa hat nur eine 40%-Sofortauszahlung in Aussicht gestellt – allenfalls 60%, sofern die Stützungskäufe aufhören und der Dollar frei floaten kann.

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