Deutsche Industrie

Auftragseingang sendet gemischte Signale

Die deutsche Industrie hat im August zwar ein Auftragsminus eingefahren. Doch der Blick auf Details und Revisionen relativiert die jüngsten Daten.

Auftragseingang sendet gemischte Signale

ba Frankfurt

Die Auftragseingänge der deutschen Industrie zeigen im August ein gemischtes Bild: Zwar sind die Neubestellungen insgesamt deutlich zurückgegangen. Allerdings haben die amtlichen Statistiker die Daten für Juli zugleich kräftig nach oben revidiert, und ohne die volatil ausfallenden Großaufträge ergibt sich auch für August ein Orderzuwachs. Die Daten signalisieren eine deutliche Nachfrageschwäche aus den Ländern des Euroraums und auch aus dem Inland. Damit fügen sie sich in das trübe Bild ein, das die jüngste Einkaufsmanagerumfrage für die deutsche Industrie zeichnet.

„Die Industriekonjunktur zeigt vor dem Hintergrund des Kriegs und der hohen Gaspreise deutliche Bremsspuren“, kommentierte denn auch das Bundeswirtschaftsministerium den Auftragsrückgang von 2,4% zum Vormonat (siehe Grafik). Im Vergleich zu August 2021 ergibt sich ein Minus von 4,1%. „Der gedämpfte Ausblick für den restlichen Jahresverlauf spiegelt sich auch in einem abgekühlten Geschäftsklima und zurückhaltenden Exporterwartungen wider.“ Die Industrie leidet seit längerem unter der sich abkühlenden Weltkonjunktur, den rasant steigenden Energie- und Rohstoffpreisen sowie Materialengpässen.

Juli war deutlich besser

Zwar stünden die Zeichen weiter auf Abschwung. Dennoch zeige die deutliche Aufwärtsrevision für Juli von −1,1% auf +1,9% und das Plus ohne Großaufträge im August von 0,8%, „dass die tatsächliche Lage in der Industrie bislang noch besser ist als die Stimmung“, erklärte LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. Auch für Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, hat damit der „Auftragsrückgang im August an Brisanz verloren“. Das Statistische Bundesamt (Destatis) erklärte die starke Revision des Juli-Ergebnisses sowie das Auftragsminus im August mit Nachmeldungen von Großaufträgen aus dem Ausland im Bereich der Luft- und Raumfahrt für den Berichtsmonat Juli. Im Zweimonatsvergleich (August und Juli 2022 gegenüber Juni und Mai 2022) steht ein Zuwachs der Neubestellungen um 0,5% bzw. 0,7% ohne Großaufträge zu Buche.

Als erfreulich wertet Gitzel auch, dass die Konsumgüterhersteller „sogar auf einen Bestellzuwachs von 5,2% im August blicken“. Die Produzenten von Vorleistungs- und Investitionsgütern verzeichneten dagegen rückläufige Bestellungen, und zwar von 4,2% bzw. −2,4%.

Das Haus von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) führt das Orderminus auf kräftige Rückgänge bei sonstigen Fahrzeugen (–45,7%) sowie bei elektrischen Ausrüstungen (–16,0%) zurück. Bei den Herstellern chemischer Erzeugnisse, die besonders unter den extrem hohen Energiepreisen leiden, sank die Nachfrage um 3,4%. Bestellzuwächse verzeichneten hingegen die gewichtigen Bereiche Kfz/Kfz-Teile und Maschinenbau: Das Wirtschaftsministerium meldet ein Plus von 4,7% bzw. 3,8%. Spürbar mehr Aufträge gab es auch bei pharmazeutischen Erzeugnissen (6,8%) und im Bereich EDV/Optik (2,5%).

Die globale Konjunkturschwäche zeigt sich deutlich in der Herkunft der Bestellungen: Das inländische Bestellvolumen sank um 3,4%. Die Orderzahlen aus dem Ausland gingen um 1,7% zurück. Die Nachfrage aus dem Euroraum sank mit 3,8% stärker als die Auftragseingänge von außerhalb der Eurozone (−0,4%).

Entscheidend für die Entwicklung der Produktion sind Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen zufolge „aber sowieso nicht die aktuellen Auftragseingänge, sondern die Verfügbarkeit von Vorprodukten und die Entwicklung der Energiepreise“. Laut der Ifo-Umfrage leiden im September 65,8% unter Materialmangel, im August waren es 62,0%. Zudem fahren immer mehr Betriebe in den energieintensiven Sektoren ihre Produktion herunter, weil diese wegen der hohen Energiepreise nicht mehr profitabel ist. Solveen: „Insbesondere Letzteres dürfte dafür sorgen, dass die Produktion auch in den kommenden Monaten fallen wird.“

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