Konjunktur

Auftragsplus für die Baubranche

Im November gab es mehr Aufträge für die Unternehmen des deutschen Bauhauptgewerbes. Bis zu einer wirklichen Trendwende dauert es aber noch.

Auftragsplus für die Baubranche

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die Baubranche

ba Frankfurt

Im November haben die Bauunternehmen zwar mehr Aufträge eingesammelt als im Vormonat und so viel Umsatz erzielt wie in keinem anderen Monat des Jahres 2024. Zum Jahresende steckt die Baubranche allerdings immer noch tief in der Rezessionszone. Am dramatischsten ist die Misere im Wohnungsbau. Und die stetig rückläufigen Bauanträge lassen wenig Raum für Hoffnung auf Besserung.

Laut dem Statistikamt Destatis hat der Auftragseingang im Bauhauptgewerbe preis-, kalender- und saisonbereinigt um 7,9% zum Vormonat zugelegt. Dem zweiten Anstieg in Folge − im Oktober gab es ein Plus von 5,8% − ging aber ein Einbruch von 12,6% im September voraus. Für den Hochbau, zu dem der Wohnungsbau gehört, gab es im November 7,8% mehr Aufträge als im Vormonat. Im Tiefbau, zu dem der staatlich dominierte und stark von Großaufträgen geprägte Straßenbau zählt, gab es einen Zuwachs um 7,9%. Für den Jahresvergleich melden die Statistiker ein Auftragsplus von real 16,6%. Der November war mit 11,5 Mrd. Euro zwar der umsatzstärkste Monat im bisherigen Jahresverlauf, das sind aber 2,5% weniger als im Vorjahr.

„Die Bauunternehmen haben die kommenden Monate so gut wie abgeschrieben", mahnt Buindustrie-Präsident Peter Hübner. „Wohnungsbau oder Infrastruktur, es kommen insgesamt einfach zu wenige Aufträge rein.“ Die gute Nachricht sei aber, dass die Unternehmen durchhalten wollen und keinen erdrutschartigen Personalabbau planen. Destatis zufolge waren im November 0,3% weniger Personen im Bauhauptgewerbe tätig als im Vorjahr.

Hoffen auf die neue Bundesregierung

„Wir sehen ein Lebenszeichen bei der Entwicklung unserer Order", erklärte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe. Insbesondere wegen Großprojekten im Trassenbau legten im Tiefbau die Aufträge gegenüber November 2023 um gut 31% zu. Den Zuwachs von 15,5% binnen Jahresfrist im Wohnungsbau relativierte er allerdings: „Zu beachten ist, dass der Vorjahreswert besonders niedrig ausfiel.“ Insgesamt bleibe der Orderzugang im Wohnungsbau auf niedrigem Niveau.

Pakleppa forderte, dass die neue Bundesregierung den Wohnungsbau ganz oben auf ihre Agenda setzt. Die Branche könne und wolle deutlich mehr als bisher bauen, wenn die Politik sie denn lasse: „Was wir brauchen, ist ein Neustart in der Baupolitik.“ Langfristig seien sowohl im Mietwohnungsgeschossbau als auch beim Einfamilienhausbau stabile Investitionsanreize dringend notwendig. Bei Vorschriften und Energieeffizienzanforderungen dürfe nicht immer mehr draufgesattelt werden. "Wir brauchen keine Normenflut, sondern Wohnraum“, betonte der Verbandschef. Einer Umfrage des Branchenverbands Bauindustrie unter 581 Bauunternehmen zufolge sind die dringendsten Wünsche der Abbau von Bürokratie auf EU- und Bundesebene (64%), verstärkte Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur (62%) und einfacheres Bauen durch weniger Vorgaben und Anforderungen (52%).

Besserung kommt nicht so fix

Die Baubranche hofft auf weitere Zinssenkungen der EZB, die für bessere Finanzierungskonditionen und damit eine wieder steigende Nachfrage sorgen dürfte. Bis die Lockerungen in der Realwirtschaft ankommen, wird es allerdings noch eine Zeit dauern, wie Ökonomen betonen. Erst 2026, so prognostiziert es das DIW, dürfte das preisbereinigte Bauvolumen wieder zulegen − und zwar um voraussichtlich 2%. Das wären aber immer noch gut 7% weniger als der 2021 erreichte Spitzenwert. Für das laufende Jahr zeichne sich eine Bodenbildung ab.

Die Bauunternehmen selbst rechnen allerdings auf Sicht von 12 Monaten mit weiteren Einbußen bei der Geschäftstätigkeit, wie die monatliche Einkaufsmanagerumfrage zeigt. Wegen des akuten Auftragsmangels ging die Gesamt-Bautätigkeit so deutlich zurück wie seit acht Monaten nicht mehr und die Unternehmen setzten den seit April 2022 ununterbrochenen Beschäftigungsabbau weiter fort.

Schwaches Ende

„Das Jahr 2024 endet für den Bausektor ungefähr so schlecht, wie es angefangen hat“, kommentierte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank. Der Einkaufsmanagerindex für den Bau gab im Dezember um 0,2 auf 37,8 Punkte nach und liegt damit nur unwesentlich über dem Wert vom Jahresanfang. Werte unterhalb der Neutralitätsschwelle von 50 Zählern signalisieren schrumpfende Aktivitäten. Eine große Rolle dürfte dabei die politische Unsicherheit gespielt haben: „Angesichts der anstehenden Bundestagswahlen dürften viele Unternehmen eine abwartende Haltung eingenommen haben, unter anderem in der Hoffnung, dass es vielleicht mit der nächsten Regierung zu einem Abbau von Regulierungen und Bürokratie kommt.“

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