Großbritannien

Bailey warnt vor steigender Teuerung

Der britische Notenbankchef Andrew Bailey warnt vor „apokalyptischen“ Preissteigerungen bei Lebensmitteln – wodurch letztlich die Arbeitslosigkeit steige. Im ersten Quartal ist diese aber so niedrig ausgefallen wie zuletzt 1974.

Bailey warnt vor steigender Teuerung

dpa-afx/Reuters London

Angesichts des russischen Kriegs gegen das wichtige Agrarland Ukraine hat der britische Zentralbankchef Andrew Bailey vor „apokalyptischen“ Preissteigerungen bei Lebensmitteln gewarnt. Die Ukraine habe zwar ausreichend Vorräte, könne aber die Waren nicht exportieren, sagte Bailey einem Parlamentsausschuss in London. „Es ist eine große Sorge für dieses Land und eine große Sorge für die Entwicklungsländer“, sagte der Chef der Bank of England. „Tut mir leid, dass ich apokalyptisch bin, aber das ist ein großes Problem.“

Bailey warnte, steigende Energie- und Lebensmittelpreise würden die Inflation noch weiter anheizen und zugleich einen „sehr großen Reallohnschock“ auslösen. Letztlich werde sich die Arbeitslosigkeit wieder erhöhen. Im März hatten die Lebensmittelpreise in Großbritannien um 5,9% zugelegt und Experten erwarten weitere Preissteigerungen. Die Inflation war im März auf 7% geklettert, für April wird ein Anstieg der Teuerungsrate auf 9,1% erwartet. Die Bank of England rechnet damit, dass die Verbraucherpreise in diesem Jahr um bis zu 10,25% steigen.

Die Notenbank schraubt die Zinsen immer höher, um dem Preisauftrieb Paroli zu bieten: In ihrer vierten Anhebung in nur sechs Monaten setzte sie den Leitzins Anfang des Monats um 0,25 Punkte auf 1,0% nach oben. Ein so hohes Niveau der Leitzinsen hat es seit 2009 im Vereinigten Königreich nicht mehr gegeben.

Die Zentralbank hätte nicht anders handeln können, versicherte Bailey. „Wir können Dinge wie Kriege nicht vorhersagen, das steht in niemandes Macht.“ Auf die Frage, ob er sich hilflos fühle, etwas gegen die steigende Inflation zu tun, sagte Bailey: „Ja.“ Er forderte Arbeitnehmer – vor allem mit höheren Einkommen – auf, sie sollten „überlegen und reflektieren“, bevor sie Lohnerhöhungen fordern und die Inflation weiter anheizen.

Im ersten Quartal ist die Arbeitslosigkeit auf den niedrigsten Stand seit 1974 gesunken. Die Arbeitslosenquote fiel auf laut offiziellen Daten der ONS auf 3,7%, während Ökonomen mit einer Stagnation bei 3,8% gerechnet hatten. Im ersten Quartal stiegen zugleich die Gehälter einschließlich Bonuszahlungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7,0% und damit weit stärker als von Ökonomen mit 5,4% erwartet.