Geldpolitik

Bank of England stellt Exklusiv­treffen ein

Die britische Notenbank will künftig keine Hintergrundgespräche mehr mit einzelnen Geschäftsbanken führen. Auch bei der EZB sorgen solche Treffen immer wieder für Ärger – und für Forderungen nach einem Verbot.

Bank of England stellt Exklusiv­treffen ein

ms Frankfurt

Die britische Notenbank will künftig keine Hintergrundgespräche mehr mit einzelnen Geschäftsbanken führen. Das kündigte die Bank of England am Donnerstag an. Dieser Schritt sei ein dauerhafter Schritt zur Verbesserung der Transparenz, sagte ein Sprecher der Bank of England. Die Entscheidung kommt eine Woche nach der Teilnahme von Notenbank-Vizegouverneur Ben Broadbent an einem von Morgan Stanley veranstalteten runden Tisch, die für einige Marktspekulationen gesorgt hatte.

Die Entscheidung der Bank of England dürfte für einiges Aufsehen in der Zentralbankengemeinde und bei Banken sowie Ökonomen sorgen. Solche Treffen sind bei Notenbanken bislang üblich, um sich mit Banken und Finanzmarktakteuren auszutauschen. Allerdings haben zuletzt die Bedenken und die Kritik zugenommen. Das gilt auch für die Europäische Zentralbank (EZB). Bei der Bank of England kommt hinzu, dass sie bereits im Fall der Manipulation des Referenzzinssatzes Libor viel Kritik einstecken musste, zu pfleglich und zu vertraut mit Bankenvertretern umgegangen zu sein.

Nach der Teilnahme von Broadbent bei dem runden Tisch hatte es Spekulationen gegeben, dass er sich gegen eine baldige Zinserhöhung ausgesprochen habe, weil er noch mehr Daten vom Arbeitsmarkt abwarten wolle. Das steht in einem gewissen Widerspruch zu Signalen der Notenbank in Richtung eines Zinsschritts womöglich noch in diesem Jahr. Die Bank of England hatte danach erklärt, dass Broadbent keinerlei nichtöffentliche Informationen preisgegeben habe, und sie zeigte sich frustriert über entsprechende Marktspekulationen.

Auch bei der EZB sorgen solche Treffen immer wieder für Diskussionen. Erst im September hatte die „Financial Times“ berichtet, dass EZB-Chefvolkswirt Philip Lane bei einem Privatgespräch mit deutschen Volkswirten interne Überlegungen offengelegt habe, wonach die Notenbank ihr Inflationsziel von 2,0% bis 2025 erreichen dürfte. Die Zeitung hatte spekuliert, dass so bereits 2023 Zinserhöhungen der EZB denkbar seien – viel früher als gedacht. Der grüne Europa-Abgeordnete Sven Giegold hatte daraufhin gefordert, solche exklusiven Treffen zu untersagen (vgl. BZ vom 18. September).

Unvergessen ist vor allem ein Vorfall aus dem Jahr 2015. Da hatte das damalige EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Cœuré bei einer ge­schlossenen Veranstaltung mit Vertretern von Hedgefonds und großen Bankhäusern mit Aussagen zum Anleihekaufprogramm (Quantitative Easing, QE) aufgewartet, und schon während der Veranstaltung fiel der Euro deutlich. Die Rede veröffentlichte die EZB erst am nächsten Morgen. Einige Kritiker rückten den Vorfall gar in die Nähe von Insiderhandel, der verboten ist. Die EZB verschärfte daraufhin ihren Verhaltenskodex, hielt aber an solchen Treffen grundsätzlich fest.

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