Geldpolitik

Bank of Japan bleibt „extrem vorsichtig"

Der Negativzins könnte schon im März oder April enden. Kräftige Lohnsteigerungen bei weniger Inflation könnten die Änderung ermöglichen. Doch bei ihrem ersten Treffen im neuen Jahr hält sich die Führung der Bank of Japan alle Optionen offen.

Bank of Japan bleibt „extrem vorsichtig"

Bank of Japan bleibt „extrem vorsichtig"

Negativzins könnte im März oder April enden – Inflationsprognose gesenkt

mf Tokio

In einem weithin erwarteten Schritt hat die Führung der Bank of Japan (BoJ) bei ihrem ersten Treffen im neuen Jahr am weltweit letzten Negativzins von –0,1% festgehalten. Auch die Zielrendite für 10-jährige Staatsanleihen von 0% mit einer „lockeren“ Obergrenze von 1% fassten die Währungshüter nicht an. Damit spielen sie weiter auf Zeit.

„In dieser Disziplin kann der BoJ wohl kaum eine andere Notenbank das Wasser reichen“, kommentierte Nord/LB-Analyst Tobias Basse. Die Notenbanker wollten zunächst wohl noch genauer auf die Lohnentwicklung blicken, um dann im Sommer den Leitzins leicht anzuheben. „Dabei werden die Notenbanker aber Augenmaß beweisen“, meinte Basse.

Kein Ende der Kontrolle der Renditekurve

Allerdings schürte Gouverneur Kazuo Ueda nach dem Treffen selbst die Erwartungen an eine Änderung der Geldpolitik. Das gesamte Spektrum der Lockerungsmaßnahmen vom Negativzins über die Kontrolle der Renditekurve bis zu unbegrenzten Käufen von Staatsanleihen und Aktien werde zur Diskussion stehen, wenn die Notenbank mit der Normalisierung ihrer Politik beginnt, erklärte Ueda.

„Wir möchten die Geldpolitik so gestalten, dass der Ausstieg keine größeren Störungen auf dem Markt verursacht, auch nicht in Bezug auf die Menge der von uns gekauften Staatsanleihen“, sagte Ueda. „Diese Bemerkung deutet darauf hin, dass die BoJ die Zinskurve auch nach dem Aus für den Negativzins weiter kontrollieren will“, meinte Hideo Kumano, Chefökonom des Dai-ichi Life Research Institute.

BoJ lässt Beobachter im Unklaren

Aber Ueda ließ die Anleger über den Zeitpunkt weiter im Unklaren und schloss Maßnahmen schon bei der nächsten Entscheidung am 19. März nicht aus. Bis dahin würde „eine gewisse Menge neuer Informationen“ zur Verfügung stehen. Dann fügte er hinzu: „Es ist schwierig zu sagen, wie nahe wir (dem Ausstieg) in quantifizierbarer Weise sind.“

Die Notenbank senkte für das neue Fiskaljahr, das im April beginnt, ihre bisherige Prognose für die Inflationsrate ohne frische Lebensmittel um 0,4 Punkte auf 2,4% und verwies auf sinkende Importkosten, insbesondere für Ölprodukte. Für 2025 stellt sich die BoJ nun auf 1,7% Kerninflation statt 1,8% ein. Ohne Energiepreise erwartet die Notenbank für 2024 und 2025 eine Inflation von jeweils 1,9% knapp unter ihrer Zielrate von 2%.

Reallohnplus möglich

Damit richten sich alle Augen auf die Tarifverhandlungen im Frühjahr. Nach Ansicht von Ökonomen müsste eine Steigerung um 3,6% erreicht werden, damit die Löhne auch real steigen. Die Chancen dafür stehen gut: Die Gewerkschaften fordern 5% mehr Basislohn, auch die stärkste Wirtschaftslobby Keidanren rief ihre Mitgliedsunternehmen bereits zu kräftigen Anhebungen auf.

Angesichts der aktuellen Aussagen von Ueda geht Nord/LB-Analyst Basse weiter davon aus, dass die BoJ bei der anstehenden Neuausrichtung ihrer Zinspolitik „extreme Vorsicht“ walten lassen will, damit sie ihr Inflationsziel auch wirklich nachhaltig erreichen könne. „Bei dieser sehr zögerlichen Haltung spielt Japans kollektive Angst vor Deflationstendenzen ohne jeden Zweifel eine gewichtige Rolle“, betonte Basse.

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