Bank of Japan lässt sich nicht in die Karten schauen
Bank of Japan lässt sich
nicht in die Karten schauen
Schwacher Yen lockt Gouverneur Ueda nicht aus der Reserve
mf Tokio
Einen Monat nach der ersten Zinserhöhung seit 17 Jahren hat die Bank of Japan (BoJ) ihren Ganghebel auf Parken gestellt. Der Leitzins blieb in der Spanne von 0,0 bis 0,1%. Auch die Ankäufe von Staatsanleihen sollen im bisherigen Volumen von 6 Bill. Yen (36 Mrd. Euro) monatlich weitergehen. Daraufhin wertete der Yen kurzfristig auf ein neues 34-Jahres-Tief zum Dollar ab, um sich anschließend wieder zu erholen. Die nervöse Reaktion erklärte sich auch mit der scharfen Androhung einer Intervention am Devisenmarkt aus dem Finanzministerium.
Devisenhändler hatten auf eine Reduktion der Anleihekäufe der Notenbank spekuliert, die auf diese Weise den Yen stärken und damit die importierte Inflation verringern könnte. Doch Gouverneur Kazuo Ueda stellte klar, dass die Geldpolitik „nicht direkt auf die Wechselkurse abzielt“. Aber „wenn Kursbewegungen des Yen einen Effekt auf die Wirtschaft und die Preise haben, der kaum zu ignorieren wäre, könnte das ein Grund sein, die Geldpolitik anzupassen“, sagte Ueda.
Warten auf Washington
Möglicherweise wartet die BoJ auf die Fed: Das nun wohl doch sehr defensive Vorgehen der US-Notenbank belaste den Yen zweifellos, meinte Nord/LB-Analyst Tobias Basse. Eine US-Leitzinssenkung müsste dem Yen perspektivisch helfen. „Die BoJ dürfte diesen Trend dann durch eine vorsichtige Leitzinsanhebung noch etwas verstärken wollen“, so Basse.
In ihrem vierteljährlichen Wirtschaftsausblick legte die BoJ neue Prognosen vor, wonach die Inflation bis 2026 nahe ihrem eigenen Inflationsziel von 2% bleiben wird. Im neuen Fiskaljahr seit Anfang April erwarten die Währungshüter jetzt eine Kerninflation von 2,8%, zuvor waren es 2,4%.
Der künftige Zinspfad hänge vom Zustand der Wirtschaft, der Entwicklung der Preise und den Lohnerhöhungen ab, betonte Ueda. Capital Economics erwartet die Anhebung auf 0,25% für Juli. Es werde die einzige Anhebung 2024 bleiben, weil die Kerninflation im zweiten Halbjahr nachgeben werde.