Bauflaute ohne Aussicht auf Ende
Bauflaute ohne Aussicht auf Ende
Wohnungsbaugenehmigungen sacken im Juni weiter ab − Größter Rückgang bei Einfamilienhäusern
Die Wohnungsbaugenehmigungen sind im ersten Halbjahr weiter eingebrochen. Ein Ende der Wohnungsbaumisere ist nicht in Sicht. Zu gering sind die Bauaktivitäten, mehr als die Hälfte der Bauunternehmen klagt über Auftragsmangel. Wie teuer ein Eigenheim hierzulande ist, zeigt eine Deloitte-Studie.
ba Frankfurt
Die Krise im deutschen Wohnungsbau zieht sich immer weiter ins laufende Jahr hinein: Auch im Juni wurden weniger neue Wohnungsbauten genehmigt. Den stärksten Rückgang gab es erneut bei den Einfamilienhäusern. Eine Trendwende bleibt außer Reichweite. Zudem: Da es von der Baugenehmigung bis zur Fertigstellung einer Wohnung etwa zwei Jahre dauert, verlängert sich auch die Wohnungsknappheit, insbesondere in den Großstädten.
Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) wurde im ersten Halbjahr der Bau von 106.700 Wohnungen genehmigt. Das waren 21,1% oder 28.500 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. Allein im Juni brachen die Baugenehmigungen im Jahresvergleich um 19,0% auf 17.600 Wohnungen ein. Im Vergleich zum Juni 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen um 42,1%. In den Zahlen sind sowohl Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.
Die Immobilienbranche leidet unter den immer noch hohen Finanzierungs- und Baukosten. Branchenverbände beklagen zudem ein Übermaß an Bürokratie. Die Hoffnungen ruhen nun auch auf der Europäischen Zentralbank (EZB): Senkt sie erneut die Leitzinsen, wie am Markt für September erwartet wird, so könnten sich die Finanzierungskonditionen lockern und die Baunachfrage anschieben. Die EZB hatte die Zinsen zwischen Juli 2022 und September 2023 zehnmal um insgesamt 450 Basispunkte erhöht. Zuletzt hatten einige Studien immerhin eine Bodenbildung bei den Preisen für Wohnimmobilien konstatiert. Um den Wohnungsmarkt zu beleben, ist für BVR-Präsidentin Marija Kolak ein „Dreiklang von Maßnahmen nötigt: die Bau- und Planungsvorschriften vereinfachen und vereinheitlichen, Förderung verbessern, Grunderwerbsteuern senken“. Auch die Baubranche setzt auf den geplanten Gebäudetyp E für einfaches Bauen, bei dem auf nicht notwendige Standards verzichtet werden kann.
Teures Pflaster für Käufer
Laut einer Deloitte-Studie, die dpa-afx zitiert, ist Deutschland im europäischen Vergleich für Wohnungskäufer immer noch ein teures Pflaster. Durchschnittlich würden 4.700 Euro je Quadratmeter für eine Neubauwohnung verlangt. Nur in Österreich ist es nach dem Vergleich noch etwas teurer, in 21 anderen Ländern aber billiger. Gemessen am Durchschnittseinkommen ist eine 70-Quadratmeter-Wohnung demnach in Dänemark am günstigsten: Bei einem Verkaufspreis von knapp 3.000 Euro je Quadratmeter müssen die Dänen demnach nur 4,7 Jahresgehälter dafür bezahlen. Franzosen hingegen haben 10 Jahresgehälter zu berappen, Tschechen gar 13.
„Je städtischer die Lage, desto knapper der Wohnraum und desto größer der Bedarf nach bezahlbarem Neubau“, resümiert der BVR in seiner Immobilienprognose, die bei den deutschen Wohnimmobilienpreisen den Tiefpunkt im Laufe dieses Jahres sowie ab 2025 einen leichten Anstieg um rund 1% voraussagt. 2023 waren die Preise noch um 4,5% zum Vorjahr gefallen.
Im ersten Halbjahr wurden den Wiesbadener Statistikern zufolge hierzulande 85.300 Neubauwohnungen genehmigt, das sind 23,5% weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um 30,9% auf 18.600 zurück. Bei den Zweifamilienhäusern ging es um 14,9% auf 6.600 nach unten. Der Rückgang bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, beträgt 20,8% auf 57.300 Wohnungen.