Belebung im Euroraum verliert an Kraft

Stimmung der Dienstleister trübt sich ein - Einzelhandel erleidet Umsatzminus

Belebung im Euroraum verliert an Kraft

ast Frankfurt – Das Wirtschaftswachstum in Deutschland und der Eurozone hat nach dem Corona-Crash im August deutlich an Schwung verloren. Der die Industrie und Dienstleister zusammenfassende, finale Einkaufsmanagerindex des britischen Forschungsinstituts IHS Markit (PMI Composite) sank für den Euroraum gegenüber dem Vormonat um 3 Punkte auf 51,9. Damit befindet er sich allerdings nach wie vor über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Die Erholung der Wirtschaft geht demnach also weiter, nur mit geringerem Tempo. Die Vorabschätzung übertraf der kombinierte Index aber um 0,3 Punkte.Die Stimmung im Dienstleistungssektor trübte sich jedoch deutlich ein. Das Geschäftswachstum verlangsamte sich hier spürbar. Der entsprechende Einkaufsmanagerindex fiel im August von 54,7 auf 50,5 Zähler. Ökonomen hatten einen noch deutlicheren Rückgang auf 50,1 Punkte erwartet. Die Schwäche im Dienstleistungssektor ist auf steigende Neuinfektionen in vielen europäischen Ländern, besonders in Frankreich und Spanien, zurückzuführen. Die Reisewarnungen, die das deutsche Auswärtige Amt am Mittwoch etwa auf ganz Spanien ausweitete, treffen den Tourismus, der einen großen Anteil an der Wirtschaftsleistung in den beiden Ländern hat, besonders hart. “Das Wachstum des Eurozone-Servicesektors kam im August nahezu zum Stillstand, was die Zweifel am Aufschwung nach dem Lockdown zusehends nährt”, kommentierte Chris Williamson, Chefvolkswirt bei IHS Markit. “Mit dazu beigetragen haben nicht zuletzt auch die anhaltenden Abstands- und Hygieneregeln im Zusammenhang mit der Coronavirus-Pandemie.” Deutschland stütztDass die Daten für Euroland in der finalen Schätzung nach oben korrigiert werden konnten, war insbesondere den guten deutschen Zahlen zu verdanken. Der Dienstleistungsindex ging zwar auch hier im Vergleich zum Vormonat leicht zurück, der Index, der beide Sektoren kombiniert, verzeichnete mit einem Minus von 0,9 Punkten auf 53,4 Punkte jedoch einen geringeren Rückgang als in anderen Ländern. Der PMI Composite für Deutschland liegt damit nach wie vor deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Viele Firmen gaben an, dass zuvor verschobene Projekte jetzt aufgegriffen würden und die Kundenzahlen stiegen.Sorgen bereitet den Ökonomen der über alle Länder hinweg anhaltende Stellenabbau, der in diesem Monat nur etwas schwächer ausfiel als in den vorangegangenen Perioden. Zum sechsten Mal in Folge sanken die Beschäftigungszahlen, allen voran in Spanien, wo das Ende der Sommersaison traditionell mit einem Stellenabbau verbunden ist, Frankreich und Deutschland.Wie das Statistikamt Eurostat am Donnerstag mitteilte, zeigen auch die Zahlen im Einzelhandel ein Unterbrechen der Erholung. So mussten die Einzelhändler der Eurozone im Juli ein überraschendes Umsatzminus hinnehmen. Die Einnahmen sanken um 1,3 % im Vergleich zum Juni. Ökonomen hatten mit einem Wachstum zwischen 1,0 % und 1,5 % gerechnet und damit mit einer Fortsetzung der Erholung nach dem Corona-Einbruch im Februar und März. Zwar erholten sich die Gesamtumsätze gegenüber dem Vorjahresmonat leicht um 0,4 %, aber auch hier wurden die Erwartungen der Analysten nicht erreicht. Auch in Deutschland nahm der Umsatz der Einzelhändler um 0,9 % ab. Die deutlichsten Rückgänge verzeichneten der Textilhandel sowie Elektronik- und Buchhandel.