Berlin erwartet Einbruch der Industrie im Frühjahr

Viruskrise zeigt sich bei den Neubestellungen in Deutschland im Februar noch kaum

Berlin erwartet Einbruch der Industrie im Frühjahr

ba Frankfurt – In den kommenden Monaten droht der deutschen Industrie wegen der Corona-Pandemie und der ergriffenen Schutzmaßnahmen ein kräftiges Auftragsminus. Das Bundeswirtschaftsministerium geht “angesichts des globalen konjunkturellen Schocks” für März und April von einem Einbruch der Auftragseingänge “sowie insgesamt kräftigen Produktionseinbußen im ersten und zweiten Quartal” aus. Ökonomen erwarten, dass die hiesige Wirtschaft im zweiten Quartal im Quartalsvergleich stärker schrumpft als zu Zeiten der Lehman-Krise und sich die Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf langsam wieder erholt – vorausgesetzt, der Lockdown dauert nicht mehr allzu lange. Datenkranz unvollständigDie für Februar prognostizierten ersten Auswirkungen des Coronavirus-Ausbruches in China über eine gesunkene Nachfrage aus dem Reich der Mitte und unterbrochene Lieferketten sind indes noch milde ausgefallen. In Europa folgten die Produktionseinschränkungen und der Stillstand des öffentlichen Lebens erst im Verlauf des März. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie haben die Orderzahlen noch “ein Ende der Rezession in der Industrie” angezeigt, wie das Wirtschaftsministerium gestern mitteilte.Im Februar ist der Auftragseingang laut vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) kalender- und saisonbereinigt um 1,4 % niedriger ausgefallen als im Vormonat. Ökonomen hatten allerdings einen kräftigeren Rückgang von 2,5 % erwartet. Allerdings ist der Jahresauftakt nicht ganz so stark ausgefallen wie zunächst gemeldet: Statt um 5,5 % sind die Neubestellungen im Januar lediglich um 4,8 % geklettert. Ursächlich für den Bestellrückgang im Februar waren die Großaufträge – ohne diese volatile Größe wären im Monatsvergleich 1,1 % mehr Aufträge eingesammelt worden. Allerdings sind in dem Zahlenmaterial die Daten aus Rheinland-Pfalz noch nicht enthalten, wie die Wiesbadener Statistiker mitteilten. Sie wurden daher geschätzt. Erstes Jahresplus seit 2018Auch wenn die Februar-Daten “Schnee von gestern” seien, deute der Rückgang der Auftragseingänge aus Ländern außerhalb des Euroraums von 2,7 % an, “dass sich die Auswirkungen des damaligen Shut-downs in China auf die Auftragslage der deutschen Industrie zunächst einmal in Grenzen hielten”, hielt Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen fest. Diese hätten nämlich im Januar auch um 6,7 % zugelegt, womit der Durchschnitt für Januar und Februar höher als die vier Quartalsdurchschnitte des Vorjahres waren. Die Bestelltätigkeit aus dem Ausland insgesamt ging um 3,6 % im Monatsvergleich zurück, wobei aus den Ländern des Euroraums 5,0 % weniger Aufträge kamen. Die Inlandsnachfrage hingegen legte um 1,7 % zu.Die gestern veröffentlichten Daten zeigten “einmal mehr, dass sich das verarbeitende Gewerbe besser schlägt, als vielerorts angenommen wird”, sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Erstmals seit Mai 2018 hätten die Auftragseingänge im Jahresvergleich mit + 1,5 % wieder ein positives Vorzeichen verbuchen können. Und da “China mittlerweile wieder zurück im Normalmodus ist, könnten Neuaufträge aus Asien” für eine gewisse Kompensation bei den erwarteten Auftragsrückgängen sorgen. Zudem setzt er auf Nachholeffekte, die dann die Neubestellungen für die hiesige Industrie wieder sprudeln lassen könnten. In Spanien, Italien und der Schweiz steigt die Zahl der Neuinfektionen weniger dynamisch, und in Österreich sollen die Anti-Corona-Maßnahmen vom 14. April an schrittweise gelockert werden. Rasant steigende Fallzahlen melden allerdings weiter die USA und Russland. In Japan hat Ministerpräsident Shinzo Abe für Tokio und sechs weitere Präfekturen den Ausnahmezustand ausgerufen und ein Konjunkturpaket angekündigt (siehe Bericht Seite 5).