Betriebsrente für alle Arbeitnehmer

Opt-out-Modell geplant - Diskussion über Zielrenten

Betriebsrente für alle Arbeitnehmer

BZ Berlin – Arbeitnehmer in Deutschland sollen künftig generell ein Angebot ihres Arbeitgebers für eine Betriebsrente bekommen. Das ist ein Kernpunkt in den Plänen zur Stärkung der Eigenvorsorge, die Bundessozialministerin Andrea Nahles (SPD) und Finanzstaatssekretär Jens Spahn (CDU) am Freitag mit den Sozialpartnern und Verbänden in Berlin diskutiert haben. Bei den Reformplänen zur Betriebsrente sei man ziemlich weit, viele andere Fragen zur Rente seien noch offen, teilte Nahles in der internen Spitzenrunde mit, wie Teilnehmer der Nachrichtenagentur dpa-afx sagten.Geplant ist ein sogenanntes Opt-out-Modell: Arbeitgeber sollen Betriebsrenten-Angebote machen müssen. Die Beschäftigten sollen sich dagegen entscheiden können. Die Arbeitgeber forderten in der Runde aber, dass es den Unternehmen freigestellt bleiben solle, ob sie solch ein Angebot machen, hieß es. Sie befürchten mehr Bürokratie, falls das Opt-out-Modell zu kompliziert wird. Auch in Tarifverträgen sollen sich die Sozialpartner stärker auf betriebliche Altersvorsorge verständigen können, allerdings seien hier viele Details noch offen.Diskutiert wird etwa, ob es hierbei Zielrenten geben soll. Das bedeutet, dass den Betroffenen keine bestimmte Rente garantiert, sondern nur noch als Ziel genannt werden soll. Dann könnten die Einzahlungen auf dem Kapitalmarkt angesichts der niedrigen Zinsen in riskanteren Anlageformen mit höherer Rendite angelegt werden – dann drohen allerdings Ausfälle. Ein neuer Pensionssicherungsverein könnte bei Problemen einspringen, so dass zum Beispiel nie unter 80 % der Einzahlsumme ausbezahlt werden. Mehrere Gewerkschaften sind allerdings strikt gegen die Idee einer Zielrente. Zuschuss von 30 ProzentUm mehr Geringverdiener zu Betriebsrenten zu bewegen, ist ein Zuschuss eingeplant. Dabei soll der Arbeitgeber den für einen Beschäftigten eingezahlten Beitrag zu 30 % über die Lohnsteuer zurückbekommen. Offen sei noch, ob dies ab einem Monatsbrutto von 1 500 Euro oder mehr gelten soll. Im Gespräch seien bis zu 2 500 Euro, hieß es.Ulrike Mascher, Präsidentin des Sozialverbandes VdK Deutschland, mahnte: “Die betriebliche und private Altersvorsorge können die gesetzliche Rente weder ganz noch teilweise ersetzen, wie die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen.” IG-Metall-Chef Jörg Hofmann signalisierte Unterstützung. “Neben einem Kurswechsel in der gesetzlichen Rente braucht es deutlich verbesserte Rahmenbedingungen für die betriebliche Altersvorsorge, damit ein angemessener Lebensstandard im Alter erreichbar ist.” Der Unions-Sozialflügel unterstützt die Pläne für mehr Betriebsrenten. “Wir müssen mehr Dynamik in die Eigenvorsorge hineinbekommen, sonst wird uns das bei der gesetzlichen Rente teuer zu stehen kommen”, sagte der Vorsitzende der Arbeitnehmergruppe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter Weiß. Großes Konzept im HerbstBei einem nächsten Spitzentreffen am 4. Oktober soll es um die gesetzliche Rente gehen. Während die Runde bei der Auftaktveranstaltung gut drei Stunden zusammensaß, sei das Treffen dann mit “open end” geplant, kündigte Nahles laut Teilnehmern an. Über den Sommer werde bis dahin weiter an dem Thema gearbeitet. Das Ziel sei – nach einem dritten und letzten Spitzentreffen – ein großes Reformkonzept im Herbst.