Böckler-Studie empfiehlt weniger Teilzeit
ast Frankfurt
Der aktuelle Fachkräftemangel ist kein vorübergehendes Problem – und nicht nur durch den demografischen Wandel verursacht. Das legt eine Analyse der DekaBank nahe. Deka-Ökonom Andreas Scheuerle geht davon aus, dass auch die Coronavirus-Pandemie den Mangel verstärkt hat.
Die Schwierigkeiten der Betriebe, offene Stellen zu besetzen, zeigen sich nicht nur regelmäßig in Umfragen von Wirtschaftsforschungsinstituten. Die sinkende Arbeitslosigkeit, insbesondere aber auch die Länge von Vakanzen sind weitere eindeutige Indikatoren. Die Zeit, die benötigt wird, um eine offene Stelle zu besetzen, nimmt der Bundesagentur für Arbeit (BA) zufolge seit 2000 mit kleineren Unterbrechungen etwa während der Finanzkrise 2008/2009 und der Coronakrise zu. Und zwar deutlich: Benötigten Unternehmen vor 20 Jahren etwas mehr als 40 Tage, um einen Nachfolger zu finden, sind es 2022 schon 149,1 Tage, die offene Stellen unbesetzt bleiben. Das Rekordhoch bestätigt den Arbeitskräftemangel.
In den letzten Monaten hat sich der Fachkräftemangel hin zu einem Arbeitskräftemangel ausgewachsen. Besonders das Handwerk klagt. Aber auch in der Gastronomie und Berufen, für die keine Ausbildung notwendig ist, fehlen Arbeiter. In der Gastronomie zeigt sich der Coronaeffekt besonders deutlich. 27% der dort im Jahresdurchschnitt 2020 Beschäftigten kehrten der Branche während der Lockdowns den Rücken. Wie die Deka-Analyse allerdings deutlich macht, fehlen trotz steigender Studierendenzahlen in Deutschland nach wie vor auch Spezialisten mit Hochschulabschluss.
Um zu verhindern, dass es durch ein verringertes Arbeitskräfteangebot zu einem Wohlstandsverlust kommt, empfiehlt eine aktuelle Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, die im europäischen Vergleich sehr hohe Teilzeitquote zu verringern. Zu erreichen sei das etwa durch bessere Kinderbetreuung und einen stärkeren Fokus auf Weiterbildung und Gesundheit vorhandener Arbeitskräfte.
Wertberichtigt Seite 6