Brexit-Befürworter setzen auf radikalen Freihandel
hip London – Führende britische Brexit-Befürworter haben sich hinter einen gestern vorgestellten Bericht des Verbands Economists for Free Trade gestellt. Die Verfasser halten einen Handel nach den Regeln der Welthandelsorganisation WTO für die beste Lösung, um einen “sauberen” Austritt aus der EU zu bewerkstelligen – bis man sich auf ein umfassendes Freihandelsabkommen mit Resteuropa einige. Großbritannien habe dabei “nichts zu befürchten”. Die “Hysterie” über angebliche Nahrungsmittel- und Medikamentenknappheit nach einem “harten” Brexit entbehre jeder Grundlage. Die Errichtung nichttarifärer Handelshemmnisse widerspreche den Regeln der WTO. Wie die BBC berichtet, fanden sich sowohl der ehemalige Außenminister Boris Johnson als auch Jacob Rees-Mogg, der Chairman der European Research Group (ERG), unter den Unterstützern. An der Spitze der Ökonomenvereinigung steht der ehemalige Wirtschaftsweise Patrick Minford.Unterdessen lieferten die Arbeitsmarktdaten eine seltene Überraschung: Das Lohnwachstum übertraf die Schätzungen der Ökonomen. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, legten die Wochenlöhne inklusive Sonderzahlungen in den drei Monaten per Ende Juli um 2,6 % zu. In den drei Monaten per Ende Juni hatte das Lohnwachstum noch bei 2,4 % gelegen. Berücksichtigt man die Teuerungsrate, verbesserte es sich allerdings lediglich von 0,1 % auf 0,2 %. Ohne Sonderzahlungen lag das Lohnwachstum zuletzt bei 2,9 %.Die Arbeitslosigkeit von 4,0 % bewegt sich weiterhin auf dem Niveau der Mitte der siebziger Jahre erreichten Tiefstände. “Die Daten verleihen den Argumenten für höhere Zinsen mehr Gewicht und dürften als Beleg dafür gewertet werden, dass die Bank of England mit ihrem Zinsschritt vergangenen Monat richtiglag”, sagte Ben Brettell, Senior Economist bei Hargreaves Lansdown. Der HSBC-Volkswirt Chris Hare bezweifelt aber, dass das Lohnwachstum genug Schwung entfalten wird, um den vor der Krise erreichten Schnitt von rund 4 % zu erreichen. Schon Anfang des Jahres flirtete das Lohnwachstum ohne Sonderzahlungen mit der 3-Prozent-Marke.