Britische Löhne steigen unerwartet stark

Arbeitslosigkeit so niedrig wie zuletzt 1975

Britische Löhne steigen unerwartet stark

hip London – Die britischen Löhne sind zuletzt stärker als erwartet gestiegen. Allerdings konnten sie dennoch nicht mit der Teuerungsrate mithalten, die zuletzt bei 2,6 % gelegen hat. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, stiegen die durchschnittlichen Wochenlöhne in den drei Monaten per Ende Juni um nominal 2,1 %. Bankvolkswirte hatten lediglich mit einem Plus von 1,8 % gerechnet. Auch Sonderzahlungen herausgerechnet belief sich das Lohnwachstum auf 2,1 %. Real ergibt sich allerdings ein Rückgang der Einkommen um 0,5 %.Wie die Volkswirte von Barclays vermerkten, lag das Wachstum der Stundenlöhne deutlich niedriger als im vergangenen Jahr. Im Schnitt seien sie seit Februar um 1,6 % gestiegen. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum habe der Zuwachs bei 2,4 % gelegen. Dafür seien dieses Jahr mehr Überstunden gemacht worden. Betrachtet man die einzelnen Sektoren, wurde das Lohnwachstum vor allem von der Dienstleistungsbranche getragen. Das verarbeitende Gewerbe und der öffentliche Dienst hinkten hinterher, während die Einkommen im Baugewerbe stagnierten.Die Arbeitslosenquote fiel auf 4,4 %, den tiefsten Stand seit 1975. Die konventionelle Wirtschaftswissenschaft (Phillips-Kurve) geht davon aus, dass die Nachfrage nach dem Faktor Arbeit bei so niedriger Arbeitslosigkeit früher oder später das Angebot übertrifft und die Erwerbstätigen höhere Löhne durchsetzen können. “Allerdings hat eine grundlegende Veränderung des Arbeitsmarkts dazu geführt, dass diese Beziehung zusammengebrochen ist”, sagte Ben Brettell, Senior Economist bei Hargreaves Lansdown: “Das bedeutet, dass die Löhne trotz geringer Arbeitslosigkeit niedrig bleiben.”Den Hintergrund bilden aus seiner Sicht der fehlende Inflationsdruck, technologische Veränderungen und der globale Wettbewerb, der die Verhandlungsmacht der abhängig Beschäftigten geschwächt habe. Wenn man dann noch das schwache Produktivitätswachstum berücksichtige, könne einem die Prognose der Bank of England, nach der die Löhne im kommenden Jahr um 3 % steigen sollen, schon optimistisch erscheinen, sagte Brettell.