Britische Teuerungsrate steigt erneut stark
hip London
In Großbritannien hat der Preisauftrieb im Februar erneut die Markterwartungen übertroffen. Seit Dezember bewegt sich die Teuerungsrate wegen der rasant steigenden Energiekosten bereits auf einem seit den 1990er Jahren nicht mehr gesehenen Niveau. Wie das Statistikamt ONS mitteilt, stieg die Inflation von 5,5 % im Januar auf 6,2 %. Bankvolkswirte erwarteten im Schnitt lediglich 6,0 %. Die Kernrate kletterte unterdessen von 4,4 % auf 5,2 %. Für sie hatten Ökonomen 5,0 % angesetzt. Dass die Profis zu wenig auf der Rechnung hatten, überrascht mit Blick auf die Prognosen der Bank of England. Bei der Notenbank wurde zuletzt davon ausgegangen, dass die Inflation im laufenden Quartal auf mehr als 8 % steigen wird.
Der Einzelhandelspreisindex, an dem sich unter anderem inflationsgeschützte Staatsanleihen orientieren, stieg um 8,2 %. Für April ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen, denn dann wird die Preisobergrenze für die Energierechnungen der privaten Haushalte um 54 % angehoben.
Schatzkanzler Rishi Sunak trug mit seinem im Unterhaus vorgestellten Haushaltsentwurf wenig dazu bei, den rasanten Anstieg der Lebenshaltungskosten erträglicher zu machen. Die Senkung der Kraftstoffsteuer um 5 Pence pro Liter leistet keinen großen Beitrag, wie die Analystin Sarah Coles von Hargreaves Lansdown vorrechnete. Die Kraftstoffsteuer liege bei 58 Pence pro Liter, die Mehrwertsteuer bei fast 28 Pence. Um einen 55-Liter-Tank vollzumachen, zahle man 47,30 Pfund Steuern. Durch die von Sunak angekündigte Senkung verringere sich dieser Betrag um lediglich 2,75 Pfund. Autofahrern könnte es angesichts immer neuer Preisrekorde an den Zapfsäulen schwerfallen, das Steuergeschenk überhaupt wahrzunehmen, sagte Ian Plummer, der beim Online-Gebrauchtwagenhändler Autotrader für das Geschäft mit Neuwagen verantwortlich zeichnet.
Rachel Reeves, die im Falle eines Labour-Wahlsiegs Schatzkanzlerin würde, kritisierte, dass Sunak an der Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge festhalten will.