Britische Verbraucher treten auf die Bremse
hip London
Die britischen Verbraucher sind im Februar vor dem Hintergrund steigender Lebenshaltungskosten auf die Bremse gestiegen. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, ging der Einzelhandelsumsatz, der im Januar noch um 1,9% zugelegt hatte, um 0,3% zurück. Bankvolkswirte hatten dagegen im Schnitt mit einem weiteren Anstieg von 0,7% gerechnet. Rechnet man Kraftstoffe wie Benzin und Diesel heraus, schrumpfte der Einzelhandelsumsatz sogar um 0,7%. Der von der GfK erhobene Verbrauchervertrauensindex sank im März von – 26 auf –31, den tiefsten Stand seit November 2020. Darin dürfte sich, anders als in den Einzelhandelsdaten, bereits die Ungewissheit rund um den Krieg in der Ukraine widerspiegeln.
„Die Einzelhandelszahlen an sich sind kein Grund zur Panik“, urteilte die HSBC-Volkswirtin Elizabeth Martins in einer ersten Einschätzung. Lasse man die Volatilität während der Pandemie unberücksichtigt, seien 3,7% Wachstum in zwei Jahren „zwar nicht berauschend, aber auch nicht schlecht“. Das Statistikamt hatte bereits auf das stürmische Wetter verwiesen, das in diesem Jahr zu weniger Laufkundschaft geführt haben könnte. Die Zahlen zeigen andererseits, dass die Briten nach Aufhebung weiterer Corona-Restriktionen wieder verstärkt in die Geschäfte drängten. Der Anteil des online getätigten Umsatzes war mit 27,8% so gering wie seit Ausbruch der Pandemie noch nie.
Kein Wunder, dass der Online-Supermarkt Ocado für das Ende Februar abgelaufene Quartal einen schrumpfenden Umsatz meldete. Das Unternehmen, das ein Joint Venture mit Marks & Spencer unterhält, gehörte zu den größten Lockdown-Profiteuren. Der Modehändler Next berichtete von steigendem Umsatz auf der High Street, was den Online-Absatz etwas dämpfte. Bei der HSBC geht man davon aus, dass der wirtschaftliche Schwung im laufenden Quartal den Gipfel überschreiten wird. Für den Rest des Jahres rechnen die Ökonomen der britischen Großbank mit einer deutlichen Verlangsamung. „Wir sagen zwar keine Rezession für Großbritannien oder die Weltwirtschaft voraus, aber das Risiko eines solchen Ausgangs ist klar gestiegen“, schrieb Martins.