Britisches TV-Kandidatenduell platzt
hip London
Sky News hat ein geplantes Fernsehduell der Kandidaten für die Nachfolge von Boris Johnson an der Spitze der britischen Regierungspartei abgesagt. Der ehemalige Schatzkanzler Rishi Sunak und Außenministerin Liz Truss, die sich bei einer vorangegangenen Debatte einen heftigen Schlagabtausch geliefert hatten, wollten nicht daran teilnehmen. Sky News zufolge machen sich Tory-Abgeordnete Sorgen um den Schaden, den das Ansehen der Partei nehmen könnte, wenn interne Uneinigkeit und Grabenkämpfe nach außen getragen werden.
Sorge um Einheit der Partei
Geht es nach den Buchmachern könnten Sunak und Truss die beiden Kandidaten sein, zwischen denen sich die Parteimitglieder am Ende entscheiden müssen. Dem gehen aber noch mehrere fraktionsinterne Abstimmungen voraus. Truss präsentierte sich am Montag vor dem 1922-Komitee der Partei als „wirtschaftliches Schwergewicht“. Neben Sunak und Truss sind noch Handelsministerin Penny Mordaunt, die für Gleichstellungsthemen zuständige Ex-Staatssekretärin Kemi Badenoch und der Außenpolitiker Tom Tugendhat im Rennen. Mordaunt, die in Umfragen unter Parteimitgliedern gut abschnitt, wurden in Wettbüros nach schwachen Auftritten in den bisherigen Fernsehdebatten deutlich schlechtere Chancen eingeräumt.
Allerdings gilt als wahrscheinlich, dass Tugendhat nach einem weiteren Wahlgang am Montag ausscheiden wird. Freiwillig zurückziehen wollte er sich jedoch nicht. Er warnte seine Rivalen, dass ihnen bei den kommenden Wahlen ein „Wipeout“ wie 1997 bevorstehen werde, sollten sie es nicht schaffen, die Partei zu einen. Damals hatte Tony Blair dem konservativen Premierminister John Major eine vernichtende Niederlage beigebracht. „Wenn wir nicht zu den Menschen sprechen können, dann werden die Separatisten, Sozialisten und Sandalenträger unser großartiges Land zugrunderichten“, sagte Tugendhat. „Sie werden den Brexit rückgängig machen und uns in ein Jahrzehnt des Niedergangs stürzen.“
Kritik von der Opposition
Er sei erstaunt, „dass sich diejenigen, die Premierminister des Vereinigten Königreichs sein wollen, aus Debatten und der genauen Überprüfung zurückziehen wollen“, sagte Oppositionsführer Keir Starmer. „Zwischen diese Tory-Kandidaten passt kein Blatt Zigarettenpapier, aber wenigstens könnten sie bei dieser Scharade mitmachen, die den Prozess ein bisschen offener und inklusiver erscheinen lässt,“ sagte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der schottischen Nationalisten, Kirsten Oswald.