Energieversorgung

Bund baut Reserve an Kohlekraft­werken aus

Die Bundesregierung treibt ihre Vorsorge für den Notfall eines Gas-Engpasses in der Stromversorgung voran. Im ersten Quartal lag der Anteil von Erdgas in der Stromerzeugung bei 13 Prozent.

Bund baut Reserve an Kohlekraft­werken aus

BZ Berlin

Die Bundesregierung trifft Vorkehrungen für einen möglichen Gas-Engpass im Zuge der anhaltenden Auseinandersetzungen mit dem wichtigsten Erdgaslieferanten Russland und baut dafür die Reserve an Kohlekraftwerken aus. Das Kabinett hat entsprechende Regelungen beschlossen. Das sogenannte Gesetz zur Bereithaltung von Ersatzkraftwerken sieht vor, dass der Bund im Notfall kurzfristig solche Anlagen in Betrieb nehmen lassen kann.

Ziel ist, den Verbrauch von Gas zur Stromproduktion in einem solchen Fall auf ein Minimum zu reduzieren. Erdgas soll dann in erster Linie für die Wärmeerzeugung und den Einsatz in der Industrie reserviert werden. Dazu soll die Regierung im Krisenfall Gas für Kraftwerke für sechs Monate so verteuern können, dass die Verstromung unwirtschaftlich wird. Die Regelungen sollen bis Ende März 2024 gelten, also über zwei Winter.

Deutschland wird laut Regierung trotz aller Anstrengungen noch bis 2024 abhängig von russischen Gasimporten sein. In den vergangenen Jahren bezog die Bundesrepublik mehr als die Hälfte ihres Bedarfs über Pipelines aus Russland. Derzeit ist es noch ungefähr ein Drittel. Mit dem Bau von zwei Flüssiggas-Terminals für die Einfuhr aus anderen Weltregionen noch in diesem Winter soll die Abhängigkeit weiter verringert werden. Im vergangenen Jahr entfielen etwa 15% des Gasbedarfs auf die Verstromung in Gaskraftwerken, in diesem Jahr dürfte es wegen der hohen Preise weniger sein.

Mit dem Gesetzesvorhaben sollen einerseits Kraftwerke ertüchtigt werden, die schon jetzt in der Reserve sind. Zudem werden weitere Kohlekraftwerke mit einer Leistung von 2,6 Gigawatt (GW) in diesem und im nächsten Jahr in die Reserve überführt, die eigentlich abgeschaltet werden sollten. Insgesamt wären dann knapp 9 GW in der Reserve. Das entspricht etwa der Leistung von neun Atomkraftwerkblöcken.

Im ersten Quartal stammten 31,5% der eingespeisten Strommenge aus Kohleverstromung, während es im Vergleichszeitraum vor einem Jahr 29% waren. Demgegenüber sank die Stromerzeugung aus Erdgas von 16,2% auf 13%, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Der Anteil von erneuerbaren Energien wie Wind, Sonne und Biogas kletterte auf 47,1 (40,4)%. Nach der Abschaltung von drei Atomkraftwerken Ende 2021 fiel der Anteil der Kernkraft von 12,1% auf 6%.

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