Bundesbank erwartet Rückschlag

Corona belastet zum Jahresende - Steuersenkung großteils weitergereicht

Bundesbank erwartet Rückschlag

ba Frankfurt – Nach der kräftigen Erholung der Weltwirtschaft über den Sommer warnt die Bundesbank in ihrem gestern vorgelegten Monatsbericht, dass die größere Vorsicht der Bevölkerung angesichts der steigenden Coronainfektionszahlen sowie die erneuten Restriktionen zu einem vorübergehenden Rückschlag im vierten Quartal führen werden. Es bleibe “eine Herausforderung, die Maßnahmen so auszutarieren, dass die Pandemie nachhaltig eingedämmt wird und das öffentliche Leben und damit auch die Wirtschaft möglichst wenig eingeschränkt werden”, schreiben die Ökonomen. Dies gelte für alle bedeutenden fortgeschrittenen Volkswirtschaften. Hoffnung schöpfen sie aus den jüngsten Fortschritten bei der Entwicklung eines wirksamen Impfstoffs – gestern hatte der US-Entwickler Moderna Erfolge gemeldet (siehe Bericht Seite 7), in der Woche zuvor war es die Mainzer Firma Biontech.In Deutschland sei ein Einbruch der Wirtschaftsleistung auf ein ähnlich stark gedrücktes Niveau wie im Frühjahr, als das Bruttoinlandsprodukt um 9,8 % und damit so kräftig wie noch nie abgesackt war, “aus heutiger Perspektive nicht sehr wahrscheinlich”. Denn die für November beschlossenen Maßnahmen beträfen diesmal vorwiegend das Gastgewerbe sowie freizeit- und kulturbezogene Dienstleistungsbereiche. Die Ökonomen der Bundesbank erwarten dennoch eine Stagnation oder einen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung zum Jahresende.Die Aufholbewegung der stark exportorientierten Industrie würde durch das Wiederaufflammen der Pandemie in Europa belastet. Die seit dem vorläufigen Höhepunkt der Arbeitslosigkeit im Juni zu beobachtende Erholung am Arbeitsmarkt dürfte im November ebenfalls unterbrochen werden. Die Kurzarbeit, die im September und Oktober spürbar gesunken sei, könnte nach Ansicht der Bundesbank “möglicherweise kurzfristig wieder über das im August erreichte Niveau” von 2,58 Millionen Betroffenen hinaus ansteigen. Zum Höhepunkt im April waren 6 Millionen Personen in wirtschaftlich bedingter Kurzarbeit – das waren 18 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.Die temporär von 19 % auf 16 % gesenkte Mehrwertsteuer wurde nach Einschätzung der Bundesbank – bezogen auf den für europäische Zwecke berechneten Inflationsindex HVPI – zu gut 60 % an die Kunden weitergereicht. Für die Kernrate ohne Energie und Nahrungsmittel seien es knapp 50 % gewesen. Dabei scheine die Mehrwertsteuersenkung bei den meisten Nahrungsmitteln und Industriegütern ohne Energie vollständig weitergegeben worden zu sein, bei den Dienstleistungen nur zu einem Drittel. Die Bundesbank erwartet, dass die Preise im Januar wieder erhöht werden.