Bundesbank nimmt Staatshilfen unter die Lupe
ms Frankfurt
Die staatlichen Stützungsmaßnahmen in der Corona-Pandemie haben den wirtschaftlichen Schaden für Unternehmen in Deutschland abgemildert, aber zugleich auch mögliche Produktivitätsfortschritte durch Verschiebungen in der Beschäftigung verringert. Das schreibt die Bundesbank in einem Aufsatz in ihrem am Montag veröffentlichten Monatsbericht September. Für ein finales Urteil über die Folgen dieser Maßnahmen für die Produktivität sei es aber noch zu früh, so die Autoren.
Die Bundesregierung hat sich mit beispiellosen Finanzhilfen gegen die Coronakrise gestemmt und damit nach verbreiteter Einschätzung einen noch schwereren Wirtschaftseinbruch verhindert. Zugleich gibt es aber Diskussionen über negative Langfristfolgen der Staatseingriffe.
Die gesamtwirtschaftliche Produktivität ist für eine Volkswirtschaft von zentraler Bedeutung, weil sie maßgeblich das langfristige Wachstumspotenzial und den Wohlstand beeinflusst. In Deutschland weist das Wachstum der Produktivität im Grunde seit Mitte der 1990er Jahre einen rückläufigen Trend auf. Das sorgt immer wieder für Debatten.
In ihrem Aufsatz analysiert die Bundesbank nun die Produktivitätswirkungen der Reallokation im Unternehmenssektor während der Coronakrise. Konkret geht es um Verschiebungen bei den Beschäftigten. Generell kann es die Produktivitätsentwicklung stärken, wenn Beschäftigte vermehrt aus weniger produktiven Unternehmen zu effizienteren Produzenten des gleichen oder eines anderen Sektors abwandern.
„Im Vergleich mit der Vorkrisenzeit waren diese produktivitätsstützenden Reallokationseffekte nicht sonderlich stark ausgeprägt“, schlussfolgern die Experten. Dazu passe etwa auch, dass die Zahl der Unternehmensinsolvenzen und Betriebsaufgaben unter Kleinstunternehmen, die gewöhnlich eine höhere Krisenanfälligkeit und geringere Produktivität aufweisen würden, stark zurückgingen. „In der Gesamtschau löste die Pandemie in Deutschland daher keinen ausgeprägten Cleansing-Effekt aus.“
„Staatliche Stützungsmaßnahmen dürften dafür eine wichtige Rolle gespielt haben“, so die Autoren. Durch die Maßnahmen seien zwar wohl produktives Kapital erhalten und systemische Risiken abgewendet worden. „Allerdings verhinderten die staatlichen Hilfen möglicherweise zum Teil stärkere produktivitätsfördernde Reallokationseffekte.“