IWF-Jahrestagung

Bundesbank sieht Risiken im Welt­finanz­system

Zuletzt haben Sorgen vor einer neuen Finanzkrise zugenommen. Hintergrund sind die Finanzmarktturbulenzen in Großbritannien und die Probleme bei der Credit Suisse. Auch die Bundesbank sieht Risiken.

Bundesbank sieht Risiken im Welt­finanz­system

ms Frankfurt

Die Bundesbank warnt vor Risiken im internationalen Finanzsystem. Das globale Finanzsystem habe zwar die jüngsten Krisen vergleichsweise gut verkraftet, sagte Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch am Mittwoch in Frankfurt. „Allerdings sind die Verwundbarkeiten im Finanzsystem unverändert hoch; makroökonomische und geopolitische Risiken könnten unterschätzt werden“, sagte sie vor der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) kommende Woche in Washington. „Negative Schocks können die internationalen Finanzmärkte unter Druck setzen.“

In den vergangenen Tagen hatten Sorgen vor einer neuen Finanzkrise in Europa oder sogar global zugenommen. Hintergrund waren unter anderem die Finanzmarktturbulenzen in Großbritannien und die Probleme bei der schweizerischen Großbank Credit Suisse. Zuvor war es zeitweise in eigentlich sehr liquiden US-Märkten zu Liquiditätsproblemen gekommen. Einige Beobachter fühlten sich bereits erinnert an die Zeit vor der Weltfinanzkrise 2008. Bei der IWF-Jahrestagung und dem parallelen G7-Finanzministertreffen geht es traditionell auch um die Lage des globalen Finanzsystems.

Bundesbankvize Buch verwies nun auf die „Reformen des vergangenen Jahrzehnts“, die das Finanzsystem stabiler gemacht hätten. Dazu zählen etwa eine verbesserte Kapitalausstattung der Banken, bessere Institutionen und neue Vorkehrungen für Schieflagen von Banken und deren Abwicklung. Zugleich warnt sie aber vor Selbstzufriedenheit. Es gebe weiter Risiken im System.

Als ein Beispiel verwies sie auf das Thema Schulden. „Die private und öffentliche Verschuldung sind seit der Pandemie nochmals deutlich gestiegen, so dass negative Schocks die Schuldentragfähigkeit gefährden können“, sagte Buch und forderte: „Der Aufbau von Resilienz sollte für alle Akteure Priorität haben.“ Internationale Initiativen zur Schuldenrestrukturierung, wie das Common Framework for Debt Treatments, könnten dabei unterstützen.

Buch hob in dem Zusammenhang auch die Bedeutung des IWF hervor. „Der IWF spielt eine zentrale Rolle bei der Prävention und Bewältigung von Krisen“, sagte sie. „Die traditionellen Kreditinstrumente des Fonds und seine Politikberatung stellen auf Resilienz und strukturelle Anpassungen der Mitgliedsländer ab.“

Mit Blick auf die Weltwirtschaft mahnte Buch: „Die Weltwirtschaft ist an einem Wendepunkt angelangt: Konjunkturelle Risiken und eine hohe Inflation belasten die Märkte, geopolitische Entwicklungen und die Bekämpfung des Klimawandels erfordern strukturelle Anpassungen.“ Zuletzt hatten die Sorgen vor einer globalen Rezession zugenommen. Hintergrund sind insbesondere der Ukraine-Krieg und die dadurch ausgelöste Energiekrise, die aggressive Zinswende der Zentralbanken im Kampf gegen die vielerorts zu hohe Inflation und die harte Anti-Corona-Politik in China.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.