Bundesbank sorgt sich um Portugal

Kaum Fortschritte bei der Wettbewerbsfähigkeit - Auch Italiens Position erodiert weiter

Bundesbank sorgt sich um Portugal

Portugal und Italien werden von den anderen Ländern in Europa ökonomisch immer mehr abgehängt. Neue Daten der Bundesbank zur Wettbewerbsfähigkeit sind ein weiteres Warnsignal.lz Frankfurt – Die Deutsche Bundesbank zieht im jüngsten Monatsbericht zwar eine durchaus positive Bilanz zur Entwicklung der Wettbewerbsfähigkeit in der Eurozone, zeigt sich aber äußerst alarmiert bezüglich Portugal und Italien. Die beiden Länder haben zuletzt vor allem vom niedrigeren Euro-Wechselkurs profitiert und sind auf diese Weise wieder wettbewerbsfähiger geworden. Strukturreformen steuern dagegen nur wenig bei, warnen die Bundesbankökonomen unter Hinweis auf neue Berechnungen auf der Basis des Produktivitätsansatzes gegen 37 Handelspartner.Demnach hat sich die Wettbewerbsfähigkeit Portugals seit dem zweiten Quartal 2008 nur um 4,5 % verbessert. In Irland sind es im gleichen Zeitraum aber sogar 21 % gewesen. Selbst Griechenland kann hier Erfolge vermelden. Insgesamt sei “die Wettbewerbsposition Griechenlands als neutral und die der irischen, spanischen und zyprischen Wirtschaft sogar als vorteilhaft einzustufen”, heißt es im Bericht. Dagegen sei die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Italiens und Portugals gemessen an der Produktivitätsentwicklung “tendenziell ungünstig”.Nimmt man die Wechselkurseffekte heraus, setzen sich die anderen ehemaligen Euro-Krisenländer noch weiter von den beiden neuen Problemländern ab. Allein auf den Binnenmarkt beschränkt ist die Lage für Portugal sogar noch etwas “ungünstiger als zu Krisenbeginn”, schreibt die Bundesbank. Italien habe allenfalls eine “Stabilisierung” seiner Wettbewerbsposition erreicht. Dagegen konnte sich die irische Wirtschaft um 8,5 % verbessern. Auch die übrigen Länder hätten ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den Euro-Handelspartnern steigern können zwischen 5 % (Zypern) und 9 % (Griechenland).Das Bild ähnelt sich, wenn man als Indikator die Lohnstückkosten hernimmt. Die ausgewiesenen Wettbewerbsgewinne für Italien sind “sehr gering” (+ 1,5 %), notiert die Bundesbank, für Irland indes “besonders hoch” (+ 35 %). Allerdings überzeichnet der irische Wert die Entwicklung, weil hier die Standortverlagerungen großer multinationaler Konzerne hineinspielen, die eine große Revision des Bruttoinlandsprodukts (BIP) nötig gemacht hatten.Etwas günstiger sieht die Lage aus, wenn man Indikatoren heranzieht, welche die Stärke des Kündigungsschutzes messen, wie es die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) tut, oder die “Doing Business”-Rangliste der Vereinten Nationen (UN). Demzufolge erzielten Griechenland, Portugal und Spanien zuletzt “spürbare Fortschritte” bei der Reform ihrer Arbeits- und Produktmärkte, lobt die Bundesbank.Allerdings bestehe “noch ein erheblicher Anpassungsbedarf”, um im internationalen Standortwettbewerb mithalten und die Ansiedlung von Unternehmen sichern zu können. Dies gelte insbesondere für Griechenland, Zypern und Italien, die in der Rangfolge des “Doing Business”-Indikators “noch immer eine recht ungünstige Position einnehmen”, mahnen die Ökonomen. Zumal die hohe Arbeitslosigkeit in Griechenland und Spanien ohnehin darauf hindeute, dass der Strukturwandel noch lange nicht beendet sei.