AUSSENHANDEL IM FOKUS

Bundesbank warnt vor Handelskrieg

Vorstandsmitglied Dombret: Nur Verlierer - IMK sieht erhöhte Rezessionsgefahr in Deutschland

Bundesbank warnt vor Handelskrieg

Die USA und China steuern in Handels- und Wirtschaftsfragen auf Konfrontationskurs. Das Thema dürfte die IWF-Frühjahrstagung diese Woche dominieren. Die Bundesbank sieht bei einem Handelskrieg nur Verlierer. Dazu könnte auch die deutsche Wirtschaft gehören. Forscher sehen ein erhöhtes Rezessionsrisiko.ms/ge Frankfurt/Berlin – Unmittelbar vor der IWF-Frühjahrstagung hat die Bundesbank eindringlich vor einer globalen Protektionismuswelle und einem Handelskrieg gewarnt. Bundesbankvorstandsmitglied Andreas Dombret, zuständig für IWF-Themen, sagte, dass er den zunehmenden Protektionismus und die Abkehr vom Multilateralismus “mit Sorge” sehe. Gerade für Handel und Investitionen wären die Folgen gravierend. “Auch wenn die Globalisierung unerwünschte Verteilungswirkungen für Einzelne haben kann, so würden in einem Handelskrieg alle Seiten verlieren”, sagte der Notenbanker.Ende dieser Woche treffen sich die Finanzminister und Notenbankchefs der 189 Mitgliedsländer des Internationalen Währungsfonds (IWF) zur Frühjahrstagung in Washington. Parallel gibt es ein Treffen der Ressortchefs und Zentralbanker im Kreis der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G 20). Bei den Treffen dürften die Handelskonflikte speziell zwischen den USA und China das alles dominierende Thema sein.In den vergangenen Wochen hat sich der Handelsstreit zwischen den beiden Wirtschaftssupermächten immer weiter hochgeschaukelt. Unlängst hatte US-Präsident Donald Trump mit zusätzlichen Zöllen auf Importe aus China im Volumen von 100 Mrd. Dollar im Jahr gedroht. Die Volksrepublik kündigte daraufhin Gegenmaßnahmen “um jeden Preis” an.Ähnlich wie Dombret jetzt hatte bereits Bundesbankpräsident Jens Weidmann vor einer Eskalation des Streits gewarnt. In der Vorwoche zeigten sich dann auch IWF-Chefin Christine Lagarde und der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, sehr besorgt. Für die EZB wie für andere Notenbanken kommt der Streit zur Unzeit, weil er den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik der Krisenjahre erschweren könnte.Alarmiert zeigte sich gestern das gewerkschaftsnahe Wirtschaftsforschungsinstitut IMK. Wegen Trumps Handelspolitik sei die Gefahr einer Rezession in Deutschland sprunghaft gestiegen, erklärten die Forscher. Für April bis Ende Juni weise das Frühwarninstrument, das die aktuellsten Daten über die Wirtschaftslage bündelt, eine mittlere Rezessionswahrscheinlichkeit von 32,4 % aus, so das IMK. Im März lag der Wert bei lediglich 6,8 %. “Trumps Flirt mit dem Protektionismus sendet Schockwellen aus, die über die Finanzmärkte auch die deutsche Wirtschaft treffen”, sagte der wissenschaftliche IMK-Direktor Gustav Horn.Auch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) warnte gestern vor einer Eskalation der aktuellen Zollstreitigkeiten zu einem Handelskrieg. Dies könnte weitgehende globale negative Auswirkungen haben und die exportorientierte deutsche Wirtschaft empfindlich treffen – wodurch das Wachstum im kommenden Jahr nahezu halbiert würde. Aktuell prognostiziert das arbeitgebernahe Institut für 2018 und 2019 2 % Wachstum. Hüther zeigte sich gleichwohl zuversichtlich, dass die Weltwirtschaft und damit auch die hiesige Industrie von eskalierenden Turbulenzen verschont bleiben werde. Auch die Unternehmen sind noch optimistisch. 31 % der vom IW befragten rund 2 800 Firmen erwarten für dieses Jahr ein Plus im Exportgeschäft, und nur 10 % rechnen mit einem Rückgang.