Geldpolitik

Bundesbankchef gegen Verteilungsziel für Geldpolitik

Die Debatte über die Verteilungswirkungen der Geldpolitik und einen möglichen Einsatz geldpolitischer Instrumente für weniger Ungleichheit gewinnt zunehmend an Brisanz. Bundesbankchef Jens Weidmann hält davon nichts.

Bundesbankchef gegen Verteilungsziel für Geldpolitik

ms Frankfurt

Bundesbankpräsident Jens Weidmann hält nichts davon, die Geldpolitik im Kampf gegen soziale Ungleichheit einzusetzen. „Aus meiner Sicht sollten Zentralbanken die Geldpolitik nicht einsetzen, um Verteilungsziele zu verfolgen“, sagte Weidmann am Donnerstag auf einer Online-Konferenz der Notenbank. Den Zentralbanken fehle einerseits die demokratische Legitimität. Andererseits machten die unklaren Auswirkungen der Geldpolitik auf die Verteilung die Geldpolitik ungeeignet, so Weidmann.

In den vergangenen Jahren hat die Debatte über die Verteilungswirkungen der Geldpolitik und einen möglichen Einsatz geldpolitischer Instrumente für weniger Ungleichheit zunehmend an Brisanz gewonnen – nicht zuletzt im Zuge der Strategieüberprüfungen der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank (EZB). In den USA legt die Fed beispielsweise nun einen besonderen Fokus auf die Arbeitslosigkeit unter sozial Benachteiligten. Für die EZB hat Notenbankchefin Christine Lagarde die Ungleichheit als eine Herausforderung für die laufende Strategieüberprüfung bezeichnet.

Weidmann sagte nun, dass die Geldpolitik zwar Auswirkungen auf die Verteilung von Einkommen und Vermögen haben könne. Die Notenbanker müssten dies auch in dem Ausmaß berücksichtigen, in dem die Erreichung ihrer Preisstabilitätsziele beeinflusst werde. Eine explizite Ausrichtung an Verteilungszielen lehnt er aber ab: „Klarerweise liegt die Verantwortung für diese Aufgaben bei den Regierungen und Parlamenten, da diese sowohl die demokratische Legitimation als auch die Instrumente besitzen, um zu handeln.“

Kurzfristig könne die Geldpolitik durchaus zu einer Verschärfung der Ungleichheit führen, sagte Weidmann. Langfristig sei sie aber keine entscheidende Einflussgröße für die Vermögensungleichheit. Voraussetzung sei aber, dass die Geldpolitik auch wieder normalisiert werde.