China kriegt Erzeugerpreise nicht gedrosselt
nh Schanghai
Die Versuche der chinesischen Regierung, den heftigen Rohstoffpreisauftrieb zu dämpfen und damit auch die Erzeugerpreise im Zaum zu halten, zeigen kaum Wirkung. Im August kletterte der Produzentenpreisindex um 9,5% gegenüber Vorjahresmonat und erreicht damit das höchste Niveau seit 13 Jahren, zeigen neue Daten des Pekinger Statistikbüros. Analysten hatten einen schwächeren Anstieg erwartet.
Chinas Wirtschaftsplaner waren davon ausgegangen, dass sich der durch eine starke Erholungsbewegung im Industriesektor angefachte Preistrend in der zweiten Jahreshälfte legen würde. Nun steht man vor der unbefriedigenden Situation, dass ein weiterer Aufschwung in der Industrie von der Erzeugerpreissituation kompromittiert wird.
Analysten gehen zwar davon aus, dass sich der scharfe Auftrieb der Kohle- und Metallpreise in den kommenden Monaten legen wird, dies aber auch nur weil das Aktivitätsniveau in der chinesischen Bauwirtschaft von Restriktionen der Regierung im Immobiliensektor und einem knapperen Kreditzugang gebremst werden dürfte. Versuche chinesischer Marktregulatoren, auf das Preisgefüge im Rohstoffterminhandel einzuwirken oder Hortungsmaßnahmen bei bestimmten Rohwaren zu unterbinden, waren indes bislang nicht von Erfolg gekrönt.
Über eine rasche Übertragung der Erzeugerpreishausse auf die Konsumseite muss man sich bislang aber keine Gedanken machen, denn Chinas Verbraucherpreise verhalten sich praktisch über den gesamten Jahresverlauf hinweg lethargisch. So ist der seit Monaten vor sich hindümpelnde Konsumpreisindex im August entgegen den Erwartungen von 1% auf 0,8% gesunken.
Dem Statistikbüro zufolge machte sich ein rapider Preisverfall in der Luftfahrt, bei Reisediensten und im Hotelgewerbe bemerkbar. Während sich die Lebensmittelpreise weiterhin auf einem Deflationstrend befinden, verhält sich die um Energie- und Lebensmittelpreise bereinigte Kerninflationsrate relativ stabil und kürzte geringfügig von 1,3 auf 1,2% ein.