Konjunktur

China sorgt für weitergehende Zinslockerung

In China werden nun auch Eckzinsen für Unternehmens- und Hypothekenkredite weiter nach unten angepasst. Trotz aktiverer Konjunktur-Stimuli stehen die Zeichen jedoch auf Wachstumsverlangsamung.

China sorgt für weitergehende Zinslockerung

China sorgt für weitergehende Zinslockerung

Loan Prime Rate für Firmen- und Hypokredite zieht nach – Hoffnung auf Konsumstärkung

nh Schanghai

Im Gefolge der monetären Lockerungsrunde in China von Ende September werden nun die Benchmark-Zinsen der Geschäftsbanken angepasst. Am Montag wurde die Loan Prime Rate (LPR) für einjährige Unternehmenskredite und fünfjährige Hypothekendarlehen um jeweils 25 Basispunkte nach unten geschleust. Die von einem Großbanken-Konsortium unter Anleitung der Zentralbank zum 20. eines Monats neu austarierten Eckzinsen sollen dazu beitragen, die realwirtschaftliche Kreditnachfrage anzuschieben, was als dringend notwendig erachtet wird.

Rekordtief bei der LPR

Mit dem Rückgang der einjährigen LPR von 3,35 auf 3,1% und der fünfjährigen Rate von 3,85 auf 3,6% erreichen die im Jahr 2019 eingeführten Benchmark-Zinsen ihr bislang tiefstes Niveau. Vorausgegangen war eine Senkung der von der Zentralbank direkt bestimmten Leitzinsen für siebentägige Repo-Geschäfte am Geldmarkt und einjährige Refinanzierungen der Banken via Medium-term Lending Facility (MLF). Gestartet wurde hier am 24. September mit als wuchtig geltenden Senkungsschritten von 1,7 auf 1,5% beziehungsweise 2,3 auf 2%.

Fed macht den Weg frei

Die People’s Bank of China (PBOC) hatte sich trotz augenfälliger Konjunkturschwäche über das Jahr hinweg mit monetären Impulse stark zurückgehalten. Dabei spielte unter anderem auch eine Rücksichtnahme auf den Dollar-Yuan-Wechselkurs eine Rolle, nachdem die chinesische Währung stark an Boden gegenüber dem Greenback verloren hatte. Mitte September allerdings schaffte die US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) mit einer überraschend kräftigen Zinssenkung bessere Voraussetzungen für wechselkursverträgliche Lockerungsschritte in China.

In Verbindung mit einer Serie von Stimulus-Ankündigungen der Regierung ist es Peking gelungen, die von Konjunktursorgen geprägte lang anhaltende Baisse im chinesischen Aktienmarkt zu durchbrechen und eine gewaltige Kursrally loszutreten. Von der Stimmungswende an den Börsen verspricht man sich weiterführende Impulse in Form einer Stärkung des Verbrauchersentiments und auch des allgemeinen Wirtschaftsvertrauens.

Hypokredite im Fokus

China-Ökonomen sind sich uneins, inwiefern die Zinssenkungsrunde auf die Konsumneigung und den Immobilienmarkt als besonders prägnante konjunkturelle Schwachstellen positiven Einfluss nehmen kann. Die Senkung der Hypothekenzins-LPR hat nur Einfluss auf die Konditionen neuer Hypothekendarlehen. Allerdings nehmen Chinas Finanzregulatoren starken Einfluss auf die Banken, auch bei Bestandskrediten die Zinsen nach unten anzupassen. Damit würden private Haushalten finanziell entlastet werden, wodurch sich Peking mittelbar eine Konsumanregung verspricht.

Wachstum flaut ab

China-Ökonomen haben die Stimulus-Aktion zum Anlass genommen, ihre Wachstumsprognosen wieder leicht anzuheben. Insgesamt jedoch zeigt der Trend nach unten. Nach 5,2% Wachstum im vergangenen Jahr wird nun mit etwa 4,9% gerechnet, was als knappe Erfüllung des offiziellen Wachstumsziels bei „etwa 5%“ gelten kann. Auf Basis der bislang geleisteten Impulse rechnen die Experten jedoch nicht mit einer nachhaltigen Anregung. Für 2025 stellen auch jüngst nach oben angepassten Prognosen im Mittel nur ein Wachstum von 4,5% in Aussicht.

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