Chinas Exporte springen unerwartet kräftig an
Chinas Exporte springen unerwartet kräftig an
Handel mit USA floriert noch – Vorzieheffekt wegen Trump
nh Schanghai
Inmitten der von Donald Trumps Wahlsieg geschürten Sorgen um massive Handelsspannungen zwischen China und den USA bringen die neuen Außenhandelsdaten etwas Entlastung. Chinas Exportmaschinerie ist im Oktober wesentlich stärker angesprungen als von den Experten erwartet. Nach Angaben der Zollverwaltung kletterten Chinas Ausfuhren auf Dollarbasis um 12,7% gegenüber Vorjahresmonat auf einen Warenwert von 309 Mrd. Dollar. Das bedeutet die höchste Zuwachsrate seit dem Sommer 2022, als Chinas Exportindustrie trotz Corona-Restriktionen auf extrem hohen Touren lief.
Gewaltiger Handelsüberschuss
Im Gegenzug sind allerdings die chinesischen Einfuhren jetzt wieder auf absteigendem Trend. Im Oktober fielen die Importe um knapp 2,8% auf 214 Mrd. Dollar zurück. Über das gesamte Jahr hinweg hat Chinas angegriffenes Verbraucherklima die Dynamik aufseiten der Einfuhren beeinträchtigt. Unter dem Strich weist China damit einen gewaltigen Handelsüberschuss in Höhe von 96 Mrd. Dollar aus. Das ist der dritthöchste jemals verzeichnete Wert beim monatlichen Saldo.
Vorzieheffekt
Der kräftige Schub im Oktober hängt zum einen mit einer eher schwachen Vergleichsbasis zusammen, da die Ausfuhren im Oktober vergangenen Jahres um 7% eingeknickt waren. Auch dürften gewisse Vorzieheffekte eine Rolle gespielt haben, da es mit der Vorwegnahme eines Wahlsiegs von Trump zu einer beschleunigten Ordererfüllung gekommen ist. Die Analysten hatten nur mit einem Anstieg der Exporte um etwa 5% gerechnet.
Mehr Schwung im EU-Geschäft
In der Oktoberstatistik kletterten die Ausfuhren in Richtung Vereinigten Staaten um 8,1%. Im Handel mit dem EU-Block sah man einen noch kräftigeren Zuwachs um 12,7%. Schwungvoller lief auch das Geschäft mit den südostasiatischen Asean-Staaten. Wie schon in den Vormonaten zogen die Exporte nach Russland besonders kräftig an, im Oktober sah man eine Steigerung um 27%. In diesem Jahr waren die USA im Kreis der wichtigsten Handelspartner Chinas wieder unter die Spitzenposition vor der EU und den Asean-Staaten gerückt.
Im bisherigen Jahresverlauf hat Chinas Exportindustrie eine stark aufsteigende Form gezeigt und damit einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung der Wachstumskräfte geleistet. Damit konnten die von Deflationstendenzen geprägte schwache Binnennachfrage und Konsumzurückhaltung sowie die vom Immobilienmarkt ausgehende Bremswirkung teilweise abgefangen werden.
Neue Herausforderung
Angesichts der von Trump im Wahlkampf geäußerten Drohungen mit der kategorischen Verhängung von hohen Strafzöllen auf chinesische Einfuhren steht China vor einer neuen Herausforderung. Es gilt, die Exporte in andere Regionen zu steigern, um ein potenziell stark gemindertes US-Geschäft zu kompensieren.
Allerdings wachsen auch in anderen Ländern Vorbehalte gegenüber einer Schwemme von chinesischen Billigausfuhren. Dies betrifft nicht nur Bereiche wie Elektroautos und grüne Technologie, sondern auch herkömmliche Konsumgüter, die von chinesischen E-Commerce-Plattformen zu Kampfpreisen im Ausland vertrieben werden.