Chinas Notenbank senkt Zinsen abermals
Chinas Notenbank senkt Zinsen abermals
PBOC nimmt nun auch MLF-Zinsen zurück – Signal kommt an den Märkten aber nicht an
nh Schanghai
Wenige Tage nach der geringfügigen Senkung kurzfristiger Geldmarktzinsen versucht es Chinas Zentralbank nun mit einem umfassenderen monetären Lockerungsschritt. Am Donnerstag senkte sie den Zins auf einjährige Refinanzierungsgelder für Geschäftsbanken im Rahmen der Medium-term Lending Facility (MLF) um 20 Basispunkte von 2,5 auf 2,3%. Dabei teilte sie den Banken über diese Schiene 200 Mrd. Yuan (gut 25 Mrd. Euro) an neuen Mitteln zu.
Ungewöhnliche Reihenfolge
An den Märkten sorgt vor allem die Reihenfolge der Zinsmaßnahmen für Verwunderung. Am Montag hatte die People’s Bank of China (PBOC) zunächst einen ersten Impuls bei kurzfristigen Offenmarktgeschäfte mit der Rücknahme der Zinsen für siebentägige Repo-Transaktionen von 1,8 auf 1,7% gesetzt. Diese Maßnahme kam ziemlich überraschend, nachdem die PBOC eine Woche zuvor am 15. Juli bei der üblichen monatlichen Zuteilung den MLF-Zins als bislang bevorzugten geldpolitischen Stellhebel unverändert bei 2,5% belassen hatte. Am selben Tag waren negative Daten zum Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal und der Konjunkturperformance im Juni veröffentlicht worden.
Enttäuschung im Markt
Die Marktteilnehmer gingen also davon aus, dass sich die Zentralbank monetäre Impulse bis zur nächsten MLF-Anpassung aufsparen würde. Am Aktienmarkt gerieten die Kurse aber immer stärker unter Druck, weil sich zusätzlich Enttäuschung über die Ergebnisse einer wichtigen Parteiplenumssitzung zur Wirtschaftspolitik breitmachte.
Die gestaffelte Zinssenkung trägt indes noch nicht zur Entspannung an den Börsen bei. Weder machte die Rücknahme der Repozinsen Eindruck auf Marktteilnehmer, noch zündete der jüngste Schritt positive Reaktionen. Im Gegenteil büßte der Hongkonger Leitindex Hang Seng deutlich um 1,8% ein, während der CSI 300 Index an Chinas Festlandbörsen 0,6% abgab.
PBOC wählt neuen Hebel
Analysten erklären sich die Vorgehensweise der PBOC damit, dass sie den kurzfristigen Repo-Zins künftig als wichtigste geldpolitische Steuerungsvariable zu etablieren gedenkt. Am Tage der Rücknahme des Repo-Satzes wurde nämlich auch die Loan Prime Rate (LPR) als wichtigste Zins-Benchmark für einjährige Unternehmenskredite und fünfjährige Hypothekendarlehen der Banken um je 10 Basispunkte auf 3,35 beziehungsweise 3,85 % gesenkt. Bislang stand die monatliche Anpassung der LPR stets im direkten Zusammenhang mit den MLF-Zinsen.
Rücksicht auf Bankmargen
Bei den Marktteilnehmern herrscht nun einiges Rätselraten darüber, welche geldpolitische Bedeutung dem MLF-Zins künftig beizumessen ist. Ebenfalls unklar bleibt, ob MLF-Anpassungen künftig weiter am 15. eines Monats erfolgen, oder jetzt auf den 25. umgestellt werden. Bedeutsam erscheint, dass die Kürzung beim MLF-Zins, mit dem sich Banken refinanzieren, mit 20 Basispunkten stärker ausfiel, als die Rücknahme der LPR-Zinsen zuvor. Damit kommt es zu einer tendenziellen Entlastung der unter starkem Zinsmargendruck leidenden Institute.