Chinas Wirtschaft schwächelt - Verbale Interventionen beruhigen
nh Schanghai – Chinas Konjunkturkräfte lassen stärker nach als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft wuchs im dritten Quartal nur noch um 6,5 % und damit auf dem schwächsten Niveau seit dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise Anfang 2009. Volkswirte hatten mit einem sanfteren Abstieg von zuvor 6,7 % auf 6,6 % gerechnet.Angesichts des Handelsstreits zwischen China und den USA wachsen nun die Befürchtungen, dass China unter heftigeren Abkühlungsdruck gerät und an Zugkraft für die globale Wirtschaft einbüßt. Das offizielle Wachstumsziel der Regierung von 6,5 % für das Jahr 2018 gilt aber nicht als gefährdet. Nach Angaben des Statistikbüros kam China in den ersten neun Monaten des Jahres auf 6,7 % Wachstum. In der ersten Jahreshälfte hatte das Plus bei 6,8 % gelegen.Volkswirte rechnen nun damit, dass die Regierung ihre Bemühungen intensivieren wird, die Wirtschaft mit einer expansiveren Geld- und Fiskalpolitik anzuregen und neue Impulse über Infrastrukturprojekte einzubringen, um eine sanfte Landung zu gewährleisten. Dabei gibt es noch reichlich Spielraum.An den zuletzt schwächelnden chinesischen Börsen kam es am Freitag trotz der enttäuschenden Konjunkturdaten zu einer positiven Wende. So zog der am Vortag um 3 % gefallene Leitindex Shanghai Composite um 2,6 % auf 2 550 Punkte an und stieg wieder über die als kritisch geltende Marke von 2 500 Punkten. Der Schub an den Festlandbörsen wird auf mögliche Stützungskäufe von staatlichen Fondsgesellschaften sowie eine konzertierte Aktion chinesischer Spitzenpolitiker und Finanzregulatoren zurückgeführt, die am Freitag mit verbalen Interventionen auf das angeknackste Anlegervertrauen einzuwirken versuchten. Dabei erklärte Vizepremierminister Liu He, dass der Handelskonflikt mit den USA eher psychologische Auswirkungen zeitige. Er betonte zugleich, dass beide Seiten weiter zur Schlichtung des Streits in Kontakt stünden. Zentralbankpräsident Yi Gang ließ in einem Statement wissen, dass der starke Börsenabschwung der vergangenen Wochen eine Überreaktion darstelle und nicht mit soliden Fundamentaldaten im Einklang stünde. Der Chef der Wertpapieraufsichtsbehörde Liu Shiyu deutete Maßnahmen an, die die Problematik von forcierten Abverkäufen im Zusammenhang mit aktienbesicherten Kreditvergaben lindern sollen.—– Bericht Seite 5