Geldpolitik

Chinas Zentralbank nicht zu beneiden

Die Zinswende in den USA bringt die People’s Bank of China in eine unangenehme Lage. Beobachter rechnen bald mit einer Zinsgeste. Die Notenbank in Taiwan hat bereits gehandelt.

Chinas Zentralbank nicht zu beneiden

nh/ms Schanghai/Frankfurt

Die Entscheidung der US-Zentralbank Fed, in Sachen Zinserhöhung nicht länger zu fackeln, dürfte den chinesischen Währungshütern alles andere als gelegen kommen. Nun wächst der Druck, das zu tun, wovor sich China schon immer gescheut hat, nämlich in wirtschaftlichen Problemphasen einen diametral entgegengesetzten Zinskurs zu den USA zu steuern.

Seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs muss sich China Sorgen um die Attraktivität des heimischen Finanzmarkts für ausländische In­vestoren machen. Peking hat auch bereits erste Anzeichen einer der geopolitischen Unsicherheit geschuldeten Kapitalabzugswelle und eine Vertrauenskrise am Aktienmarkt zu spüren bekommen. Prompt hat die Führung in Peking mit Versprechungen zu raschen Konjunkturhilfen und Stabilisierungsmaßnahmen reagiert.

Nun allerdings gilt es, tatsächlich Flagge zu bekennen, denn die Erwartung der Marktteilnehmer läuft jetzt auf rasche Impulse der People’s Bank of China hinaus. Diese signalisiert seit Herbst ihre Bereitschaft, die Konjunktur durch Lockerungsmaßnahmen anzuschieben. Bislang ist sie aber nicht über eine sowieso programmierte Mindestreservesenkung und eine winzige Zinssenkung hinausgegangen – und das, obwohl Chinas niedrige Konsumpreisinflation alles andere als ein Hindernis darstellt. Vielmehr war es wohl der scheue Blick nach Washington, der Chinas Währungshüter bislang zaudern ließ.

Gute Daten überraschen

Mit der nun faktisch eingetretenen Wende in den USA dürfte der Appetit der Zentralbank auf Zinssenkungen nicht gerade gewachsen sein. Auch bieten überraschend gut ausgefallene Wirtschaftsleistungsdaten für Januar und Februar ein Narrativ an, demzufolge Chinas Konjunktur schon von allein wieder anzieht und gar keinen Zinsimpuls braucht.

Allerdings zweifeln zahlreiche China-Ökonomen wegen auffälliger statistischer Besonderheiten an der Aussagekraft des jüngsten Datensatzes, und die Marktteilnehmer wollen endlich Taten sehen. Wahrscheinlich muss also doch bald eine Zinsgeste her, aber sie dürfte eher halbherzig ausfallen.

Unterdessen überraschte die Zentralbank in Taiwan am Donnerstag mit einer Zinserhöhung, die zudem stärker ausfiel als in der Vergangenheit üblich. Die Notenbank hob ihren Schlüsselsatz um 25 Basispunkte auf 1,375% an. Die meisten Volkswirte hatten einen solchen Schritt erst zu einem späteren Zeitpunkt erwartet. Das ist die erste Zinsänderung seit März 2020. Zudem hat die Zentralbank in den vergangenen Jahren eher Schritte von 12,5 Basispunkten bevorzugt. Der Schritt jetzt zeige, dass noch mehr kommen werde, sagte Iris Pang, Chefvolkswirtin für China bei der ING. Die Zentralbank fühle sich mit dem niedrigen Zins offenbar nicht wohl. Die Inflation in Taiwan lag zuletzt bei nur knapp 2,4%.

Ebenfalls am Donnerstag hielt die indonesische Notenbank ihren Leitzins bei 3,5%. Angesichts größerer Risiken für die Inflation werden aber bald Zinserhöhungen erwartet.